Worte

Torsten Gripp - Gedichte und Texte

Wenn ich deine Hand liebkose, zittert sie,
Und berührst du die Mimose, zittert sie.
Zwar die Flamme, Sommervogel, tötet dich,
Doch gerührt von deinem Lose, zittert sie.
Eine Ros‘ im Garten nenn‘  ich dieses Lied,
Aber geb ich dir die Rose, zittert sie.
(von Platen)



Hände

In meiner Erinnerung
tauchen Deine Hände auf.
Verschränken sich mit meinen.
Erzeugen ein Singen in mir,
lassen sich nicht trennen.

In meiner Erinnerung
spüre ich lebendige Liebe
durch unsere Hände fließen.
In der Unendlichkeit der Wege
bist Du so nah
wie der Klang der Gedanken.

In meiner Erinnerung
drückst Du Dich an mich.
Lässt Deinen Willen spüren
eins zu sein.

Wie die Hände,
die ineinander gefaltet
Hochzeit feiern.

Lass uns fliegen.
Egal wohin.
Gib mir einfach Deine Hand.

Ich sehe dich an und höre dir zu.
Sehe die Worte,
die deinen Lippen entkommen.
Höre Töne, die aneinandergereiht einen Sinn ergeben.
Bin fasziniert von den Lauten.
All der Inhaltsschwere.
Ich kann dir folgen!
Und doch:
Meine Gedanken flattern davon.
Fort von all der Sinnhaftigkeit.
Hin zu einem Gefühl von Wohlsein.
Mitten in uns.
Auf einmal bin ich ruhig.
Fühle deine stupsende Hand.
Verlasse schnell mein Haus aus Ruhe und Kraft.
Komme zurück zu dir.
Aber ja, ich habe zugehört.
Nicht mit dem Verstand.
Mit dem Herzen.
Ich war dir so nahe wie niemals zuvor.


Torsten Gripp - Leben

Außer Atem ringe ich nach Luft.
Bin zu schnell gelaufen.
Bleibe stehen.
Ganz allein im Nirgendwo.
Blicke zurück und sehe keine Spuren.

Bin ich verloren?
Wo ist der Sinn?

Ist er vielleicht in mir begraben?
Die Wahrheit scheint ohne jeden Weg.
Ohne einen Plan.

Ich schließe meine Augen.
Die Sonne umfängt mein Frieren.
Ein milder Wind streichelt sanft
mein Zögern.


Über die Geduld

Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären…
Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit…
Man muss Geduld haben
Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.
(Rainer Maria Rilke)

Die Passiermühle

Es passiert und…
passiert.
Doch was bleibt?
Ein Rest?
Die Quintessenz?

Ich verliere an Kontur.
In der Passiermühle.
Was wird mich noch…
passieren?

Plötzlich wird mir klar:
Es ist das Leben,
das passiert.

Und alles, was bleibt,
ist Harmonie.
Schwingung.
Liebe.

Engel

Bei allen Begegnungen,
bei allen Bemühungen,
empfinde ich wahres Glück,
wenn ein Lieblingsmensch sich
in meiner Gegenwart
die Schuhe auszieht,
sich auf mein Sofa ausstreckt,
mir in der Küche beim Kochen zusieht.
Ohne viel Worte zu verlieren.
Ich muss nicht um Anerkennung bitten.
Ich muss mich nicht verstellen.
Ich kann ich selbst sein, leben, lachen und
schwerelos den Moment genießen.
So werden Menschen zu Engeln.


Ein Atem

Ganz dicht halte ich meine Wange an die Deine.
Rieche die Farbe der Liebe.
Leise, ganz leise höre ich das Singen der Sinne.
Fühle ein großes Verlangen.
Langsam drehe ich den Kopf,
berühre Dich mit meinen Lippen,
flüstere in Deinen Mund.
Du antwortest in mich hinein
und unsere Worte verbinden sich auf wundersame Weise.
Umschlingen sich und lachen,
steigen hoch und zittern vor Glück.