Das Jahr der Becher.
Becher, Becher, Sturzbecher
Mit der Trichterform habe ich momentan „meine Form“ für Trinkgefäße gefunden. Ich favorisiere sie, weil sie dem Deutschen Sturzbecher so ähnlich ist.
Die Geschichte der Trichtergefäße – insbesondere des Sturzglases – ist eng verknüpft mit der Entstehung und Entwicklung der deutschen Trinkgewohnten im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit. Der Begriff Sturzglas stammt ursprünglich aus der Glasmachertradition und bezeichnete ein Gefäß, dessen Form eine trichterförmige, nach unten schmaler werdende Öffnung hatte. Diese Form war besonders geeignet, die Flüssigkeit in einem kontinuierlichen Strom zu präsentieren und zu konsumieren. Die Sturzgläser wurden sehr selten im alltäglichen Gebrauch verwendet. Im Unterschied zum normalen Trinkgefäß hatten sie nämlich keinen Fuß und waren daher ziemlich unpraktisch. Ihr Inhalt musste aus diesem Grund mit einem großen Schluck – hinuntergestürzt – und das Glas danach auf den Tisch gelegt oder mit der Öffnung nach unten abgelegt werden.
Traditionell wurde durch die Benutzung eines Sturzglases nicht nur das gemeinsame Mahl aufgelockert, sondern man konnte auf wenig subtile Weise einen großen Schluck nehmen und ein Vivat aussprechen. Gerade die brandenburgisch-preußische Hofgesellschaft fand großen Gefallen an diesen besonderen Gläsern.
Was meine eigene Arbeit betrifft, so sehe ich meine Trichtergefäße, die ich in der Kurinuki-Technik fertige, als eine moderne Antwort auf diese Tradition – nur mit dem Unterschied, dass meine Gefäße einen Fuß haben und von allein stehen können. Jeder dieser Becher ist in seiner Form so abgestimmt, dass er der spezifischen Funktion des jeweiligen Getränks gerecht wird. Der hohe Becher für Sherry und Wein ist so gestaltet, dass die Form die Aromen im Glas bündelt, während die breitere Becherform für Tee und Kaffee die Wärme länger speichert und das Getränk angenehmer hält. Der kleine Espresso-Becher schließlich ist kompakt und bringt durch die Form die Intensität und den Charakter des Getränks zur Geltung.
Ob und inwiefern farbige Glasuren eine Rolle spielen werden, weiß ich noch nicht so genau. Der Prozess der Glasur ist für mich eine Möglichkeit, die Form zusätzlich zu betonen oder mit neuen Aspekten zu kontrastieren. Doch in dieser Phase meiner Arbeit ist es mir wichtig, dass die Form selbst in ihrer Reinheit und in ihrem Ausdruck klar bleibt. Die Glasur soll das Gefäß begleiten, ihr nützlich sein, nicht überlagern.