Abwarten und Tee trinken.
So sagte man früher. Klingt harmlos, ist es aber nicht. Es ist eine Lektion, getarnt als Sprichwort. Eine Ansage an die Ungeduld. Wer es sagt, tut meistens zwei Dinge nicht: Er wartet nicht wirklich. Und Tee trinkt er auch nicht. Er sagt es nur so hin. Dabei steckt da viel drin. Mehr als Dampf und Blätter.

Abwarten heißt nicht, dass nichts passiert. Es heißt, dass etwas passiert, ohne dass man dauernd dran herumfingert. Die Zeit tut ihre Arbeit. Meistens besser, als man selbst es könnte.
Großvater sagte immer: „Schlaf eine Nacht drüber.“ Klug war er. Denn nach einer Nacht sieht die Welt oft anders aus. Doch in der Nacht selbst? Da geht es rund. Die Gedanken drehen sich, rödeln wie ein altes Karussell. Einschlafen? Pustekuchen. Aber irgendwann wird der Krach leiser. Und morgens, zwischen Kaffeeduft und Katerstimmung, zeigt sich die Wahrheit: Halb so schlimm.
Also: Abwarten. Tee trinken. Aber nicht in Apathie. Sondern in aller Lebendigkeit, in der Geduld, die nicht starr macht, sondern durchlässig. Und wenn kein Tee da ist? Dann eben nur atmen. Ein, aus. Klingt simpel, ist es aber nicht. Geduld ist kein Stillstand. Geduld ist Bewegung, nur leiser. Wie ein Fluss unter einer dicken Eisschicht. Oben sieht es ruhig aus, unten strömt das Wasser. Wer das begriffen hat, spart sich viele Nerven. Und ein paar schlechte Entscheidungen.