Ton, Trump und Toleranz: Warum man nicht alles so ernst nehmen sollte.
Seelenruhe? Ach, wie sehr wünschte ich mir Seelenruhe. Es scheint mir wie ein großer Schatz. Ein leises, stilles Glitzern in der Tiefe eines klaren Sees. Ein zartes Licht in der Dunkelheit.

Ich stelle Keramiken her. Sitze da, mit einem Klumpen Ton, der mehr ist als nur Erde und Wasser. In ihm steckt die Zeit. Die Geduld der Erde, die ihn formte, die Ruhe des Flusses, der ihn wusch, das Schweigen des Berges, der ihn freigab. Und nun liegt er vor mir, roh, widerspenstig, bereit, geformt zu werden. Kurinuki, die alte japanische Technik, bedeutet, dass ich nicht einfach erschaffe – ich befreie. Ich schneide, kratze, höhle aus, bis die Schale, die schon in meinem Kopf ist, ans Licht tritt.
Und während ich so schnitze und kratze, kommt mir ein Gedanke: Seelenruhe funktioniert vielleicht genau so. Man kann sie nicht einfach haben. Sie liegt irgendwo in mir drinnen, tief versteckt unter einem dicken Mantel aus Sorgen, Erwartungen und den neuesten Nachrichten über den Untergang der Welt. Also muss man sie herausholen. Stück für Stück. Und das braucht Geduld. Und Humor.
Es gibt Tage, da geht das ganz gut. Da nehme ich das Messer, setze an und finde sofort die richtige Linie. Die Form zeigt sich, der Ton gibt nach, und die Hände wissen, was zu tun ist. Dann gibt es diese anderen Tage. Da will der Ton nicht, was ich will. Da splittert er, da widersetzt er sich, da bricht plötzlich ein Stück weg, genau an einer Stelle, an der es wichtig war. Und dann? Dann könnte ich fluchen. Oder wütend werden. Oder den Ton in die Ecke pfeffern.
Aber dann erinnere ich mich: Das gehört dazu. So ist das Leben. So ist der Ton. Und so ist die Seelenruhe. Sie kommt nicht, wenn man sie mit Gewalt einfordert. Sie kommt, wenn man aufhört, sich zu sehr über die Dinge zu echauffieren. Wenn man einfach weitermacht, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
Manchmal hilft es, sich selbst nicht so ernst zu nehmen. Oder die Welt. Mr. Trump schickt wieder Drohungen? Die Aktien fallen? Das Wetter spielt verrückt? Alles schlimm. Aber heute, genau jetzt, ist mein größtes Problem, dass der Ton nicht tut, was ich will. Und das ist, wenn man es recht bedenkt, ein recht angenehmes Problem.
Also: Messer ansetzen, weiterarbeiten. Die Teeschale ist da, ich muss sie nur freilegen. Und während ich das tue, merke ich, dass auch meine Seele langsam wieder ihren Platz findet. Ruhig. Ganz ruhig.