Glück ist wie eine Seifenblase im Wind.
Es gibt Menschen, die warten aufs Glück wie auf eine verspätete Straßenbahn. Sie stehen ungeduldig am Bahnsteig, scharren mit den Füßen und beschweren sich über den schlechten Service. Dabei ahnen sie nicht, dass das Glück gar nicht mit dem nächsten Zug eintrifft. Es kommt nicht auf Bestellung. Und es ist auch nicht wie ein Zugticket, das man nur lösen muss, um sicher ans Ziel zu gelangen.
Eine Szene wie aus dem Leben
Gestern begegnete mir jemand, dem das Glück für einen Moment entglitten war. Sie stand mitten in einer Gruppe von fröhlich plappernden, eifrig töpfernden Menschen und war unglücklich. Fühlte sich nicht wahrgenommen. Natürlich war daran nicht etwa sie selbst schuld, sondern ein anderer Mensch. Sie klagte, dass sie missachtet, übergangen, nicht gewürdigt wurde. Ihr eigenes Verhalten? Das wollte sie nicht überprüfen. Lieber suchte sie das Glück bei den Menschen um sie herum und war verstimmt, als es dort nicht in der von ihr gewünschten Form zu finden war. Am Ende weinte sie. Und mit den Tränen kamen die nächsten Erwartungen: Trost. Anerkennung wenigstens für ihr Leiden. Eine Entschuldigung von den „Tätern“ um sie herum. Was für ein Drama!
Die ewige Glückssuche
Aber was tun, um das Glück zu finden, es festzuhalten und gar allgegenwärtig zu machen? Die meisten Menschen wissen ja noch nicht einmal wie es sich anfühlt oder aussieht. Sie entdecken es allerdings in Windeseile bei anderen. Und dann? Werden sie neidisch. Leider ist Missgunst der beste Schutz gegen eigenes Glück.
Dabei ist Glück eine Aufgabe. Unsere, jeweils eigene Aufgabe. Wer mit Argusaugen nach Zurückweisung und Ablehnung sucht, der wird sie auch finden. Und schon dreht sich das Gedankenkarussell in eine Richtung, die mehr Kopfschmerzen als Glück verspricht. Dabei ist die Welt um uns herum oft weniger mit uns beschäftigt, als wir glauben. Jeder hat genug mit sich selbst zu tun. Es bleibt kaum Raum, um sich gezielt gegen uns zu verschwören. Diese Sichtweise ist doch irgendwie tröstlich, oder?
Hans im Glück hatte recht
Ich finde, man muss es bei der Suche nach dem Glück machen wie der gute alte „Hans im Glück“. Leben, ohne zu rechnen und zu berechnen. Vertrauen, dass am Ende alles seine Balance findet. Nicht der Besitz zählt. Nicht das Haben, sondern das Geben. Wer gibt, wird positiv wahrgenommen. Und was man gibt, kommt zurück – manchmal anders, als es zu erwarten ist, aber immer in einer Form, die den Gebenden fröhlich macht.
Wer dann noch ein bisschen Respekt vor der Lebensleistung anderer hat, eine Prise Mitgefühl zeigt, bei dem verschiebt sich der Blick ganz automatisch von sich selbst auf die Welt um ihn herum. Und siehe da – auf einmal ist da Glück. Ganz ohne Wartezeit und Verspätung.
Also: Einfach mal loslassen
Das Glück ist nicht wie ein Fahrplan, den man nur genau befolgen muss, um pünktlich im Paradies der Zufriedenheit anzukommen. Es ist eher wie eine Seifenblase im Wind. Wer es zu fest packt, bringt es zum Platzen. Wer es bewundert und frei fliegen lässt, kann sich an seinem Glanz erfreuen.
Und manchmal, wenn man es loslässt, schwebt es sanft zu einem zurück – genau im richtigen Moment.