Kokoro-Kurinuki

Eine Wanderschaft zwischen Himmelsschimmer und Höllenschlund.

Ein Höllenschlund tut sich auf wenigen Quadratzentimetern Becher auf. So klein und doch so furchteinflößend, als hätte der Herr persönlich ein Warnschild in die Werkstatt gestellt. Dieser Becher scheint – von außen betrachtet – ein ganz normaler, ja, harmloser, kleiner Becher zu sein. In seinem Inneren jedoch sieht es so aus, als würde die Glasur noch immer brodeln und kochen.

Der neue Besitzer möge ihn von mir aus „Feuerkelch“ nennen und ihn als sakrales Schreckstück in die Vitrine parken. Aus diesem Becher kann man nicht trinken. Mag das Äußere auch noch so elegant, glatt oder bieder daherkommen. In seinem Inneren kocht es dauerhaft und verschlingt jeden Blick, den man in ihn hineinwirft. Es ist, als sei die Glasur sei lebendig – ein flammendes Inferno, das hungrig nach unseren Gedanken schnappt.
Manch einer würde sich womöglich bekreuzigen, wenn er hineinspäht und dieses unheilvoll rote Blubbern sieht. Aber sind wir nicht alle ein wenig so? Außen harmlos, innen höllisch?

Der Glaube sagt uns: „Schau nicht weg, sondern biete dem Bösen die Stirn.“ Vielleicht ist dieser Becher also gar kein Höllenkrater, sondern eine Miniaturbühne für unsere Seelenkämpfe. Ein Schlückchen „Feuerwunder“ für die Augen, das uns mahnt, mit Staunen und Respekt durchs Leben zu schreiten.

Und wenn wir uns trauen, unseren Blick von ihm verschlingen zu lassen, dann spüren wir vielleicht, wie aus dem Schrecken ein Funke Hoffnung erwachsen kann.