Vielleicht ist ein Ratschlag ein zu grobes Werkzeug für die feinen Risse in einem Menschen.
Vielleicht ist er zu kantig, zu laut, zu schnell.
Vielleicht will er helfen – aber verletzt,
weil er nicht wartet.
Weil er vorgreift.
Weil er ein Vorgriff ist.
Auf eine Lösung, die gar nicht geboren werden will.
Ein Rat ist oft eine Antwort, die sich wichtiger nimmt als eine Frage, die nie gestellt wurde.
Dabei ist die Frage doch das Eigentliche.
Sie braucht aber kein Pflaster.
Sondern Raum.
Nicht der Ratschläger heilt.
Sondern das Gehörtwerden.
Aber das ist schwer auszuhalten.
Zu sehen, wie jemand leidet, und nichts zu tun.
Nur da zu sein.
Nur zu lauschen.
Nur mitzufühlen.
Wir leben im Sofortland.
Im Lösungsrausch.
Im Hilfmirjetzt-Universum.
Doch innere Wege gehen langsam.
Man kann niemanden durch ein Labyrinth tragen.
Nur begleiten.
Mit einer Kerze.
Vielleicht.
Vom Wunsch, gut zu sein
Es ist ja nicht böse gemeint, das Ratschlagen.
Es kommt oft aus Liebe.
Aus Sorge.
Aus dem Wunsch, gut zu sein.
Aber Gutgemeintes ist kein Ersatz für das Gute.
Und das Gute ist manchmal:
Stille.
Ein Raum.
Eine Tasse Tee.
Ein Wort, das nicht gesagt wird.
Der Mensch gegenüber ist kein Projekt.
Keine Baustelle.
Keine kaputte Uhr, die man auseinandernehmen muss.
Er ist ein Wesen auf dem Weg.
Und Wege brauchen Zeit.
Das Zuviel
Ich kenne diesen Drang nur zu gut.
Etwas sagen zu wollen.
Etwas retten zu wollen.
Aber der Weg führt durch das Zuviel.
Und endet nicht im Nichts.
Sondern in der Stille des GENUG.
Die verletzliche Seite des Helfens
Es tut weh, nichts tun zu dürfen.
Sich zurückzunehmen.
Nicht der Held zu sein in fremden Geschichten.
Wer hilft, ohne gefragt zu sein,
hilft manchmal nur sich selbst.
Wer sich selbst vergisst, kann besser hinhören.
Vielleicht ist es das größte Geschenk:
Nicht zu wissen, was das Richtige ist.
Und trotzdem zu bleiben.