Brötchen. Sonne. Ich.

Alle schlafen noch.
Das Haus atmet langsam, tief.
Nur ich bin wach.
Nicht weil ich muss,
weil ich will.

Die I-Watch sagt, ich hätte gut geschlafen.
Tief. Fest. Durchgehend.
Und: sie hat recht.
Mein Körper fühlt sich nicht nach Widerstand an, sondern nach Einverstandensein.
Mit mir. Mit der Welt. Mit diesem Morgen.

Mir ist nach Brötchen.
Aber nicht irgendein Gebäck vom Discounter.
Ich meine diese knusprigen Roggenbrötchen mit der fast schwarzen Kruste.
Die, die man nur bekommt, wenn man früh da ist.
Beim einen Bäcker, der noch backt wie früher.

Draußen scheint schon die Sonne.
Der Garten ist längst wach.
Die Amseln haben die Nacht zersungen.
Die Bienen machen bald Mittag.
Und ich stehe da.
In diesem flüchtigen Übergang zwischen Schlaf und Tag.

Ich werfe mir Jeans und T-Shirt über.
Kein Blick in den Spiegel.
Nur ein Schöpfen Wasser ins Gesicht,
ein Gruß an den Tag.

Die Garage knarzt, als ich das Tor öffne.
Da steht es.
Mein Fahrrad.
Ich fahre los.
Die Straße ist leer.
Noch nicht viel Verkehr, kein Hupen, kein Getriebensein.
Nur das leise Surren der Reifen auf dem Asphalt.
Und die Sonne,
die langsam über meine Schultern streicht
wie eine alte Freundin.

Mir ist warm.
Nicht heiß.
Warm.
Wie ein Gefühl, das im Inneren beginnt und sich ausbreitet,
bis in die Fingerspitzen.

Ich trete in die Pedale.
Acht Minuten hin.
Acht zurück.
Eine gute Viertelstunde Bewegung.
Mehr braucht es nicht.

Ich sehe die Hecken blühen.
Ein Hund schaut mich an.
Ein alter Mann fegt vor seinem Haus.
Ich erreiche die Bäckerei.
Die Tür steht offen.
Ein Glockenton.
Ein Lächeln hinter der Theke.
„Die Roggenbrötchen sind noch warm.“

Ich nehme vier.
Und einen kleinen Apfelkuchen,
für später.

Ich fahre zurück.
Der Weg ist derselbe,
aber er fühlt sich anders an.
Etwas in mir ist leichter geworden.
Nicht, weil ich etwas erledigt habe.
Sondern weil ich etwas erlebt habe.

Zuhause angekommen, stelle ich Wasser auf.
Kaffee mahlen,
Eier ins kochende Wasser.
Ein leiser Rhythmus entsteht.
Routine, aber keine Gewohnheit.
Das Radio spielt leichte Musik.
Nicht aufdringlich,
sondern wie eine zweite Stimme im Raum.
Ich decke den Tisch.
Und da sitze ich.
Mit Brötchen, Ei, Kaffee.
Und ich weiß:
Das hier ist Glück.

Nicht laut.
Nicht spektakulär.
Kein Feuerwerk.

Vielleicht ist Glück immer ein wenig unscheinbar.
Vielleicht verpasst man es deshalb so oft.
Weil man auf das Große wartet.
Das Entscheidende.
Das Lebensverändernde.

Aber.

Glück braucht keinen Anlass.
Nur ein bisschen Jetzt.

Und
ein Fahrrad.
Und Brötchen.