Sie steht da.
Ein kleiner Kasten aus dunklem Ton, schief, kantig.
Wie ein gefundenes Fragment aus einer anderen Zeit.
Kurinuki.
Also ausgehöhlt.
Nicht gebaut, nicht gedreht, sondern befreit.
Man nimmt sie in die Hand, und sie hat Gewicht.
Als wäre etwas darin, das mehr wiegt als es scheint.
Der Deckel liegt nur lose auf.
Innen dann:
ein Leuchten.
Keine Technik, kein Strom.
Nur das Licht, das aus den kleinen Steinen fällt.
Bernstein.
Warm, goldfarben, fast durchsichtig.
Wie erstarrte Sonne.
Er trägt die Kraft von Jahrmillionen in sich.
Uraltes Baumharz, in sich ruhend.
Er wärmt die Haut. Und das Herz.
Er zieht das Trübe aus dem Blick.
Ein Stein gegen die Schwermut.
Ein Erinnerer an das Licht.
Daneben: Lava.
Dunkel, porös, fast scharfkantig.
Sie ist das Gegenteil.
Feuer, das erkaltet ist.
Sie trägt das Aufbrechen in sich, das Erschüttern, aber auch die Wandlung.
Wer Lava trägt, hat die Kraft, etwas zu durchleben.
Ohne zu verbrennen.
Ein Stein der Erdung, wenn alles ins Schwanken gerät.
Sugilith liegt da, fast unauffällig.
Lila, manchmal schwarz durchzogen.
Ein stiller Stein.
Er schützt, ohne zu schreien.
Er sammelt.
Er trägt die Traurigkeit anderer mit – wie ein Freund, der schweigend neben einem sitzt.
Wer ihn bei sich trägt, wird weicher.
Durchlässiger für das, was zählt.
Unempfindlich für das, was lärmend vorbeirauscht.
Lapislazuli.
Königsblau.
Mit kleinen goldenen Adern, wie eingeschlossene Sternschnuppen.
Ein Stein für klare Gedanken.
Für innere Führung.
Für die Stimme, die man fast vergessen hatte.
Er öffnet Räume.
Nicht nach außen – nach innen.
Dazwischen: Rote Koralle.
Lebendig, fast trotzig.
Sie wirkt, als hätte sie keine Angst vor irgendwas.
Ein Stein gegen Mattigkeit.
Ein Talisman für das Leben selbst.
Sie macht warm, wenn alles kalt erscheint.
Und dann Sandelholz.
Nicht leuchtend, nicht bunt – aber duftend.
Sanft, harzig, beruhigend.
Wie eine Erinnerung an etwas, das man nicht benennen kann.
Ein Gebet in Form von Perlen.
Ein kleiner Trost.
Ein Halten.
All diese Steine liegen in der Dose wie Worte in einem alten Gedichtband.
Die Dose ist ein Resonanzkörper.
Mehr noch: ein Gedächtnis.
Sie enthält nicht nur Schmuck.
Sie enthält Schwingung.
Wer sie öffnet, öffnet sich selbst.
Denn die Steine verändern sich.
Nicht sichtbar.
Aber fühlbar.
Je nach dem, wer sie trägt, wie es ihm geht, was gerade fehlt.
Sie verstärken.
Sie lindern.
Sie erinnern.
Manche wirken beruhigend.
Andere wecken.
Einige helfen beim Loslassen.
Andere beim Bleiben.
Und nie ist ihre Wirkung gleich.
Wie das Meer nicht jeden Tag dieselbe Farbe hat.
Die Kurinuki-Dose bewahrt das alles.
Sie ist nicht nur ein Gefäß.
Sie ist Mitwisserin.
Sie spürt, was mit hineingelegt wurde.
Ein geerdetes Ja.
Ein leises Weiter.