Kindheitserinnerungen

Es ist einer dieser Tage, wo der Regen in Strömen vom Himmel fällt und den Tag in ein graues Kleid hüllt. Jede Hoffnung auf Sonnenschein ertrinkt in den Wassermassen. Zehn Tage vor meiner geplanten Reise durch den Balkan, entscheide ich mich zu einem gewagten Unterfangen: dem Öffnen einer Nivea-Sonnencreme-Flasche.
Mit äußerster Konzentration löse ich den Deckel und schnuppere vorsichtig. Der typische Geruch von Sonnenschutzmittel umfängt mich fast augenblicklich, aber es ist mehr als das – es ist eine Woge von Erinnerungen, die mich übermannt. Erinnerungen an meine Kindheit, als meine Mutter mich mit Nivea-Schutzschmiere einrieb, als wäre ich ein zu marinierender Hähnchenflügel. War ich glitschig wie ein Aal, schickte sie mich mit einem kleinen Klaps auf den Hintern an den Strand. Das Abenteuer konnte beginnen und es begann meistens mit dem Wälzen im feinen Sand. Horden von panierten Kindern liefen dann gemeinsam über den Strand und lachten sich kaputt, über den Anblick der Spielkameraden.

Und hier stehe ich nun an diesem verregneten Tag, unpaniert, aber umhüllt vom Nivea-Duft und der Vorfreude auf das kommende Abenteuer. Es ist mir, als ob die Reise bereits in diesem Augenblick beginnt. Doch während ich in dieser Duftwolke der Vergangenheit schwebe, wird mir bewusst, wie sehr Kindheitserinnerungen die Realität verklären können. Die Nordsee war damals ein endloses Abenteuer, ein Ozean der Freiheit, wo jeder Wellenschlag eine Aufforderung zum Eintauchen war. Für Kinder bedeutet Freiheit das grenzenlose Toben in den Wellen, das Unbekümmerte, das Gefühl der Unsterblichkeit. Doch für Erwachsene wird Freiheit oft zu einem Konzept der Verantwortung, der Entscheidungen und der Ängste, die auf den Schultern lasten wie ein nasser Mantel.
Und doch, genau in diesem Moment des Innehaltens kann ich die Freiheit spüren, die in der Erinnerung lebt – die Freiheit, die selbst die dunkelsten Regentage erhellen kann und mich voller Vorfreude auf die kommende Reise lächeln lässt.

Torsten Gripp in der Badewanne

Der Mini-Camper

Die Idee, mein Auto in einen Mini-Camper umzuwandeln, war vor etwa fünf Jahren eher ein spontaner Impuls. Ich wollte diese Freiheit erleben, von der so viele in den sozialen Medien schwärmen. Also habe ich meinen Caddy mit ein paar einfachen Umbauten in einen gemütlichen Rückzugsort verwandelt.
Doch das Schleiergewand der Romantik, das von den glänzenden Fresken des Internetzeitalters gewebt wurde, entpuppt sich schnell als trügerisches Tuch. Die Odyssee nach malerischen Oasen gestaltet sich nicht selten zu einer ernüchternden Expedition. Die Verklärung, sich an abgelegenen Küsten oder in den Wäldern der Natur zu nähern, wird von der harten Realität überlagert. Die meisten dieser Oasen erweisen sich entweder als vom Strom der Menschenmassen überflutet oder als verriegelte Tore der Nachtruhe.
Die Freiheit des stillen Lagerplatzes, vor hundert Jahren ein Juwel in der Krone des Reisenden, ist heutzutage in den Landen Europas nahezu verbannt. Selbst fernab der belebten Wege, findet sich nur selten ein Ort der Stille, wo man sein Bett ungestört aufschlagen kann, ohne den Schatten der Rechtsprechung zu fürchten. Und sollte man sich dem Heerlager eines Campingplatzes nähern, so offenbart sich einem bald eine Unzahl von Dekreten, denen man sich beugen muss – von den Sanktionen der Stille bis hin zu den Geboten der zeitlichen Ein- und Ausreise.

Dazu kommen die praktischen Herausforderungen des Lebens unterwegs. Die Hygiene ist oft ein Problem, besonders wenn man längere Zeit ohne Zugang zu einer Dusche unterwegs ist. Und kalte Getränke zu haben, erfordert entweder ständiges Nachfüllen mit Eis in eine passive Kühlbox oder einen elektrisch betriebenen Kühlschrank, der viel Strom verbraucht.
In einem Mini-Camper zu leben, ist mitunter beschwerlich, doch die empfundene Freiheit ist von unschätzbarem Wert. Daher hege ich weiterhin den Plan, Europa in meinem kleinen mobilen Rückzugsort zu erkunden – denn gerade die Herausforderungen verleihen diesen Abenteuern ihren unvergesslichen Charakter. Aus diesem Grund begebe ich mich nun auf die Reise zu den letzten verbliebenen Refugien Europas, die noch nicht gänzlich durch Reglementierungen erstickt sind. Meine Route führt mich in den Balkan, genauer gesagt nach Montenegro, Albanien und Nordgriechenland. Aktuellen Berichten zufolge scheinen auch die Begegnungen mit Straßenräubern in dieser Region seltener zu werden…

Wer mehr zur Technik des Campers erfahren möchte, der klicke hier.

Entgegen dem Konventionellen des typischen Campers habe ich bewusst auf manche Ausstattungen verzichtet, die oft als unentbehrlich gelten. Ein herkömmlicher Camper war nie mein Ziel, denn Campingplätze empfinde ich als wenig reizvoll. Vielmehr strebe ich nach Unauffälligkeit auf meinen Reisen, möchte mich nicht von der Masse abheben, lieber unauffällig unterwegs sein. Dennoch soll mein Unterschlupf all jene Annehmlichkeiten bieten, die das Reisen angenehm gestalten: ein bequemes Bett zum Ruhen, eine Kochmöglichkeit für die Zubereitung von Speisen, eine diskrete Einrichtung für die Bedürfnisse des Alltags, ausreichend Stauraum für Lebensmittel und Utensilien, eine Sitzgelegenheit für gemütliche Stunden, die Möglichkeit, meiner Lieblingsmusik zu lauschen, und stets die Gewissheit, ein kaltes, erfrischendes Getränk zu genießen. Nicht zu vergessen die elektrische Versorgung, die es mir ermöglicht, meine Geräte wie Laptop, Handy und Kamera jederzeit aufzuladen und so meine Reiseerlebnisse festzuhalten und zu teilen. 

Auf meiner diesjährigen Reise sind zum ersten Mal eine Powerstation, eine Kompressor-Kühlbox und ein Solar-Panel mit an Bord. 
Vor meinem inneren Auge sehe ich schon die Sonnenstrahlen ununterbrochen auf das Solar-Panel treffen. Sie erzeugen Strom, der sogleich in die Powerstation fließt, dort gespeichert und in angemessener Dosierung zur Kühlbox weitergeleitet wird. Diese verfügt über zwei Kühlkammern, in der einen herrscht eisige Kälte (für den einen oder anderen Eiswürfel), während die andere gekühlte Getränke und Speisen für mich bereithält. Leise höre ich schon das Eis im Glas klingeln, wenn ich einen leckeren Pastis trinke. So zumindest der Plan. Leider war es nötig, zunächst einen Dachgepäckträger zu organisieren, um das Solar-Panel ordnungsgemäß zu montieren. Auch mussten die Stromkabel geschickt ins Innere des Wagens geleitet werden, wo die Powerstation auf Energie wartet. 

Ein erster Probelauf war erfolgreich – das System funktioniert. Die Sonne speist die Powerstation mit 100 Watt und die Kühlbox nimmt sich, wenn sie läuft nur ca. 35 Watt. Ich bin sehr zufrieden.

Solar auf dem Dach | Torsten Gripp

Vignette, Maut & Cons.

Ich befinde mich in Wesseling, die Reise liegt noch vor mir. Doch schon jetzt bin ich in Gedanken unterwegs. Vor meinem inneren Auge entfaltet sich eine Landkarte, die mir die faszinierende Route nach Montenegro und Albanien offenbart. Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien – all diese Länder liegen wie leuchtende Perlen auf meinem Weg. Vielleicht wird sogar Griechenland den krönenden Abschluss bilden.

Vignetten | Bild: ADAC


Mit dem Verlassen Deutschlands trete ich ein in das Land der Alpen, Österreich. Hier sind die Regeln klar: Eine Vignette ist Pflicht, ebenso wie die Entrichtung von Autobahngebühren. Ähnlich gestaltet sich die Passage durch das liebliche Slowenien, das sich als traditionelles Transitland erweist. Doch Vorsicht ist geboten, denn Verstöße gegen die Vignettenpflicht können hohe Bußgelder nach sich ziehen, bis zu 800 Euro. Auch in den anderen Ländern des Balkans werden Mautgebühren fällig, wenn auch ohne die Notwendigkeit einer Vignette.
Allein für die Vignetten und Mautgebühren werde ich bei meiner Ankunft in Albanien mehr als hundert Euro ausgegeben haben. Eine beträchtliche Summe, zweifellos. Doch im Vergleich zu anderen Reiserouten wird deutlich, dass diese Investition ein Teil des Abenteuers ist. Mein Herz schlägt für den Balkan, für seine Geschichten, seine Landschaften und seine Menschen.

Jetzt, mehr denn je.

Gottvertrauen (…)

Als ich neulich Zweifel über meine Form des Reisens in einem kleinen Mini-Camper äußerte, erreichte mich die Nachricht eines meiner Lieblingsmenschen: „Andere mögen Pauschalreisen mit Rücktrittsversicherung buchen. Natürlich erscheint es gänzlich absurd, sich für vier Wochen in eine Blechkiste zu zwängen, um Gegenden jenseits jeglicher Zivilisation zu erkunden, Fremden zu vertrauen, einen Haufen Geld zu lassen und den Magen mit den seltsamsten Gerichten zu konfrontieren. Aber ist es nicht eben das, was uns wirklich lebendig macht? Das Wagnis, der Einsatz, die Offenheit und ja, das Gottvertrauen?“
„Gottvertrauen“ – mehr als nur eine bloße Floskel für mich. Es fällt mir nicht leicht, mich dem Fluss des Lebens hinzugeben, den Wogen des Schicksals zu vertrauen und mutig von Augenblick zu Augenblick zu segeln. Doch wenn ich Raum für die kleinen Wunder schaffe, sie nicht unbeachtet verstreichen lasse, dann, ja dann kann ich alle Ängste verdrängen und wahrhaft sehen.
Das Erkennen des Großen im Kleinen ist der essentielle Kern meiner Reisen. Und das dabei empfundene leise Singen will ich nicht vergessen, das mich bereits vor, während und nach der Reise durchdringt, das ich in mir spüre und nachhallen lasse. Es wird zu einem untrennbaren Teil meines Lebens.

Checklisten

Morgen ist es endlich soweit – morgen will ich losfahren. Das Auto wurde vor ein paar Tagen vom TÜV durchgecheckt, sämtliche technischen Details habe ich bis ins Letzte überprüft. Es sind immer die kleinen Dinge, auf die es ankommt. Das Große liegt im Kleinen verborgen. Diese Weisheit gilt nicht nur für Abenteuer, sondern auch für die Planung einer Reise.
Am Ende steht bei mir immer eine Checkliste. Doch selbst diese ist nie vollständig. Ich durchstreife das Haus, werfe einen letzten wehmütigen Blick auf alles, finde noch einige Dinge, die mich nach wie vor faszinieren und träume mich durch den Tag. Meine Liebsten betrachten mein aufgeregtes Treiben mit wohlwollendem Lächeln, während sie zugleich den Kopf schütteln. Sie sind unsicher, ob sie mich bedauern oder beneiden sollen.
Wie heißt es so schön: „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.“ Und das gilt nicht nur für die Geschichten, die ich auf dieser Reise erleben werde, sondern auch für die Hektik und die Vorfreude, die die Vorbereitungen mit sich bringen. Jede Kleinigkeit, jeder Moment der Ungewissheit oder der Vorfreude ist Teil des Abenteuers, das vor mir liegt.

Tag 1 der Balkanreise – Passau

Kaum zu glauben, dass ich gerade noch die Straßen von Wesseling unter den Reifen hatte, und jetzt stehe ich schon in Passau. Ein Ortswechsel, der schneller ging als die Entscheidung, wo ich heute schlafen sollte. Aber hier bin ich nun, mitten im Geschehen, denn heute öffnet die Dult ihre Pforten. Ein Ereignis im Mai, das beinahe mit dem Ruhm des Münchner Oktoberfests mithalten kann.
Der Himmel über der Stadt zeigt sich heute von seiner besten Seite, als hätte er beschlossen, besonders fotogen zu sein. Mit seinen drei Flüssen sieht Passau aus wie eine Collage aus Pastellfarben. Die Sonne strahlt, die Menschen lächeln und die Biergärten sind prall gefüllt. Ein bisschen italienisches Flair mischt sich unter die bayerische Gemütlichkeit, und alle sind froh, endlich wieder das Leben auf den Straßen genießen zu können.
Mein erster Gedanke galt dem Passauer Dom mit seiner berühmten Orgel, der größten der Welt. Doch oh Schreck, sie ist ausgebaut und wird renoviert. Na toll, da hatte ich mich schon auf ein beeindruckendes Konzert gefreut. Aber gut, vielleicht spielt ja der Straßenmusiker um die Ecke auch ganz passabel auf seiner Mundharmonika.
Das Highlight des ersten Tages ist jedoch mein Zimmer im Schloss Neuburg, nur ein paar Kilometer von Passau entfernt. Die Burganlage gibt es seit dem elften Jahrhundert und auch Friedrich der Schöne von Österreich hat hier gewohnt. Irgendwann wollte in dem alten Schloss keiner mehr wohnen und darum hat der Passauer Kunstverein 1922 ein Künstler Erholungsheim aus dem Schloss gemacht. Seitdem erwecken Künstler die Neuburg zu neuem Leben. Und heute bin ich hier. Erhole mich selbstverständlich auch, aber erwecken tue ich heute mal nix. Dafür fühle ich mich wie ein moderner Schlossherr, der aus dem Fenster schaut und den Anblick seines prächtigen Anwesens genießt. Ein Selfie hier und ein Foto da – ich werde noch zum Social-Media-Adeligen.

Der erste Tag meiner Balkanreise könnte kaum perfekter sein. Morgen geht es weiter nach Triest. Über die Straßen Österreichs und durch die Landschaften Sloweniens werde ich vielleicht schon den Abend in Italien verbringen. Eine Reise voller Vorfreude, die heute schon alle Erwartungen übertrifft. Ich kann es kaum erwarten, morgen all die neuen Eindrücke zu erleben und zu entdecken.

Tag 2 der Balkanreise – Passau/Triest

Betten. Immer diese Betten, die über das Wohl und Wehe einer Nacht entscheiden. Die Nacht im Schloss Neuburg fühlte sich an wie eine Miniaturausgabe eines Schlachtengetümmels im Morgengrauen. Die unbeugsame Matratze mit ihrem praktischen, doch unbezwingbaren Gummiüberzug hatte eindeutig die Oberhand behalten. Ich, hingegen, blieb auf der Strecke, von Schweiß gebadet und in den Fängen der Unbequemlichkeit gefangen. Es ist kurz nach sieben, und während ich mich aus dem Bett quäle, verspüre ich ein seltsames Gefühl der Erleichterung darüber, dass dieser Kampf vorerst vorüber ist.
Ein Blick aus dem Fenster entschädigt jedoch für jegliche Tortur, die mir das Schlafgemach beschert hat. Ein strahlend blauer Himmel breitet sich über der Szenerie aus, und die majestätische Neuburg erhebt sich stolz in den neuen Tag hinein. Ihre weißen Mauern wirken beinahe surreal gegen den Hintergrund des blauen Firmaments. Es ist, als ob das Schloss selbst ein Schauspieler in einem Theaterstück wäre, das von einem göttlichen Regisseur inszeniert wird. Es ist schwer zu sagen, ob es sich um ein Monument der Vergangenheit oder um eine übernatürliche Erscheinung handelt, die sich in unsere Welt verirrt hat.
Als ich mich auf den Weg mache, um das Schloss zu erkunden, kann ich nicht umhin, mich zu fragen, welche Geheimnisse hinter diesen alten Mauern verborgen liegen. Vielleicht gibt es versteckte Schätze, vergessene Geschichten oder sogar Gespenster, die in den Hallen umherwandeln. Doch egal, was mich dort erwartet, eines ist sicher: Diese Nacht im Schloss wird mir unvergesslich bleiben – sei es wegen des Gefechts mit der Matratze oder wegen der atemberaubenden Schönheit der Neuburg im Morgenlicht.

Fahren, fahren fahren, immer weiter, immer weiter. Die Kilometer ziehen sich wie zäher Kaugummi. Die majestätischen Alpen, erst nur eine ferne Silhouette, dann plötzlich umgeben sie mich von allen Seiten. Tunnel um Tunnel, ein ständiges Wechselspiel zwischen grellem Licht und Dunkelheit. Geschwindigkeitslimits blinken auf, und ich bremse meinen Eifer herunter. Sonne, Wolken, Regen – eine Wetterachterbahnfahrt, die mit einem spektakulären Gewitter über den Bergen endet.
Slowenien, Italien, wieder Slowenien, dann entscheide ich mich für eine Nacht in Italien, obwohl ich in Slowenien zu Abend essen werde und vorher in Italien einkaufen war. Die Grenzen verschwimmen förmlich, und in nur einer Stunde habe ich sie mehr als ein halbes Dutzend Mal passiert. Vier Mal wurde ich herausgewunken, doch anstatt aufdringlicher Kontrollen erhielt ich Urlaubstipps und herzliche Wünsche. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, heißt es ja so schön.
Meine Unterkunft erweist sich als wahres Refugium für Romantiker, doch leider Fehlanzeige beim Wi-Fi. Herrgottnochmal, irgendwas ist immer. Ein leises Stoßgebet zum Himmel: „Lieber Gott, unser täglich W-LAN gib uns heute.“
Das Castello, in dem ich die Nacht verbringe, thront majestätisch auf einem Berggipfel. Die Aussicht ist atemberaubend, und eigentlich sollte man meinen, dass hier oben das Internet in all seiner Pracht vorhanden wäre. Doch Pustekuchen.
Wohin mich morgen mein Weg führen wird, weiß ich noch nicht. Vielleicht entscheide ich mich nach dem Frühstück. Mal sehen, wohin die Straße mich treibt.

Der Abend verspricht ein Gaumenfest in einem urigen Wehrdorf mitten im Herzen des Weinanbaugebiets. Eine Frauenkooperative hat die Tafel reich gedeckt, und ich bin mehr als bereit, mich in die kulinarischen Genüsse zu stürzen. Der uralte Gastraum strahlt eine gemütliche Atmosphäre aus, und das Knistern des Kamins stimmt mich froh.
Als ich mich am Tisch niederlasse, nehme ich den verlockende Duft von Dry-Aged Angus wahr, der über dem Feuer gegrillt wird. Gott sei Dank, denke ich, keine uralte Rinderbrust, sondern feinstes Fleisch, hoffentlich perfekt auf den Punkt gegart. Und … ja, ein wahrer Gaumenschmaus, der meinen Tag auf wunderbare Weise abrundet. Doch leider muss ich noch die Heimreise antreten, also beschließe ich, heute etwas weniger vom köstlichen Wein der Region zu kosten.
Nach dem Essen unternehme ich einen nächtlichen Streifzug durch das Dorf. Die alten Kopfsteinpflasterstraßen führen mich vorbei an malerischen Häusern und historischen Gebäuden, und ich kann förmlich die Geschichte der Region spüren. Doch als ich nach einer haarsträubenden Fahrt durch die Weinberge endlich mein Bett erreiche, offenbart sich mir eine überraschende Erkenntnis: Die Matratze ist so hart wie ein Brett. Ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen, dass die Menschen hier hart schlafen. Gott sei Dank bin ich hundemüde.


Nun sitze ich hier beim Kaffee im Frühstücksraum schreibe mein Tagebuch und freue mich auf den neuen Tag. Sonntag.

Tag 3 der Balkanreise – Triest/Senj (Kroatien)

Heute begann der Tag in der bezaubernden Stadt Triest, die mit ihrem malerischen Flohmarkt mein Herz eroberte. Doch während ich durch die Straßen schlendere, stocke ich plötzlich. Mitten in der Altstadt parkt ein Schiff – ja, ein richtiges Schiff! Es entlädt eine Flut von wohlgenährten Amerikanern, die sich wie eine hungrige Horde durch die Gassen wälzen. Die Innenstadt verwandelt sich in kürzester Zeit in ein hektisches Gedränge, während die Einheimischen hastig die Flucht ergreifen. Der Grund für das Chaos? Der Ruf nach „Two Cappuschienis“, der durch die Luft schallt. Die Kellner, beflissen wie immer, bemühen sich redlich um die neuen Gäste, während ich mich bemühe, diesem Kreuzfahrt-Tsunami zu entkommen. Schnell weg.
Mein nächstes Ziel ist das idyllische Senj – eine der ältesten Städte an der Adria. Doch bevor ich meine Reise fortsetze, sichere ich mir ein kleines Apartment am Meer. Mit einem großzügigen Balkon und einer atemberaubenden Aussicht ist es meiner Meinung nach ein echtes Schnäppchen. Und das Frühstück ist auch noch inklusive. Perfekt.
Dieser Tag ist ein ruhiger Tag. Nur wenige Kilometer liegen hinter mir und das Fahren am Sonntag ist auch weniger anstrengend. Die Küstenstraße an der Adria ist insgesamt gut ausgebaut und hinter jeder Kurve gibt es einen schöneren Blick auf das Meer, als von der vorherigen.
Für den Abend steht Fisch auf dem Speiseplan – natürlich direkt am Meer. Die Sonne strahlt so herrlich, und ich kann es kaum erwarten, Spazieren zu gehen und vom Balkon aus den Sonnenuntergang zu bestaunen, bevor ich mich von der tiefblauen Kulisse ins Bett fallen lasse. Das Bett ist oberflächlich betrachtet weniger hart als die vorherigen. Es wird spannend.

Tag 4 der Balkanreise – Perast (Montenegro)

Der Asphalt zieht unter den Reifen meines Caddys vorbei, während ich mich auf einer endlosen Fahrt gen Süden befinde. Autobahnbrücken, die ausschließlich für Bären und Wölfe reserviert sind – wer hätte gedacht, dass ich mal solch ein Schild zu Gesicht bekomme? Aber hey, auf dieser Tour ist wohl alles möglich. Noch 200 Kilometer bis Perast. Die Vorstellung, dass ich für diese Strecke länger brauchen werde als für einen interkontinentalen Flug, ist irgendwie beunruhigend. Doch die Küstenlandschaft, die sich vor mir erstreckt, entschädigt für jede Minute entlang der Adria.
Perast, das kleine Juwel an der montenegrinischen Küste, erwartet mich. Mein Apartment, ein wahres Schnäppchen für schlappe 44 Euro pro Nacht, erweist sich als Miniaturwunderland. Leider muss ich über 200 Stufen von oben nach unten zum Meer und dem Haus, in dem ich schlafen werde. Mit Gepäck. Aber…. der Vermieter hilft mir und spricht auch noch deutsch – ein Glücksgriff! Von meiner winzigen Terrasse aus habe ich den perfekten Blick auf die Bucht von Kotor. Kleine Inseln mit Klöstern und, naja, irgendeine Art von alten Mauern fügen sich malerisch in die Szenerie ein. Morgen steht eine Schiffstour auf dem Programm, aber im Moment ist erstmal Ausschlafen angesagt. Aber vorher schiebt sich noch ein Kreuzfahrer aus der engen Meerenge. Krass.
Das Essen ist najanaja. Auch egal. Dafür bin ich unfreiwilliger Gast auf einer Hochzeit und sehe Menschen in schicken Trachten. Das mag ich. Sehr.
Erschöpft sinke ich in das Boxspringbett, das auch der Queen gefallen würde. Doch hier in Perast fühle ich mich wie ein König, umgeben von Luxus und Schönheit. Es ist Zeit, dem Sandmann einen Besuch abzustatten und mich von den Träumen in die Arme der Königin des Schlafes entführen zu lassen.

Bis morgen, Perast. Bis morgen.

Tag 5 der Balkanreise – Perast und Risan

Perast und Risan – ein Kapitän auf Landgang

Die Zeit steht still, hier in Perast und auch der venezianische Einfluss aus ferner Vergangenheit ist noch immer in den alten Gemäuern spürbar. Hier, zwischen den verwinkelten Gassen und den majestätischen Villen vergangener Seefahrerzeiten, habe ich mir für ein paar Tage mein eigenes kleines Kapitänsdomizil erkoren.
Als ich früh am Morgen durch die engen Gassen von Perast schlendere, fühle ich mich wie ein Zeitreisender, der in die venezianische Vergangenheit Montenegros eingetaucht ist. Die alten Häuser, die stolz an den Hang geschmiegt sind, erzählen Geschichten von Kaufleuten und Kapitänen, die einst diese malerische Stadt zu ihrem Rückzugsort machten.

In einem dieser charmanten Häuser habe ich mein temporäres Zuhause gefunden. Als selbsternannter Kapitän der Landstraße passt es perfekt zu meinem reisenden Lebensstil. Der Duft von frisch gebackenem Brot und salziger Meeresluft begrüßt mich am Morgen, während die Sonne über der Bucht einen goldenen Schimmer wirft.
Während die meisten Touristen noch in ihren Betten schlummern, streife ich bereits durch die stillen Straßen und hole mir mein tägliches Brot. Es ist, als hätte die Stadt sich nur für mich entschieden, ihre Geheimnisse preiszugeben, bevor der Trubel des Tages beginnt.
Die nächsten beiden Tage versprechen eine unerwartete Ruhe, denn Montenegro feiert den Tag der Arbeit mit einer zweitägigen Auszeit. Alles wird stillstehen, und ich werde die Gelegenheit haben, ganz ich selbst zu sein, ohne Ablenkung oder Verpflichtungen.

Die beiden winzigen Inseln in der Bucht, auf denen sich eine Kirche und ein Friedhof befinden, scheinen ein Symbol der Weisheit der Einheimischen zu sein. Denn inmitten all des Trubels und der Hektik ist dies zweifellos der schönste und friedlichste Ort in der ganzen Bucht.

Jetzt, in diesem Moment, wacht die Stadt auf. Die Stille wird nach und nach von telefonierenden Menschen, kreischenden Baumaschinen, hupenden Autos und lautem Schiffsgedröhn durchbrochen. Alles zusammen ergibt eine Geräuschkulisse die kaum stört. Es ist eben einfach so.

Torsten Gripp | Perast | Montenegro

Dicke Amerikaner, schlaksige Engländer, die nur aus Knien und Ellenbogen zu bestehen scheinen und staunende Polen, die sich am Stand nebenan ein Eis am Stiel leisten.
Was eben noch so idyllisch war, ist jetzt ein Gewusel von Touristen. Eine Vielzahl von ihnen führt das Handy aus. Fotografiert und filmt, was das Zeug hält. Schaut man dann etwas genauer hin, stellt man fest, dass fast alle Handys in der Selfie-Funktion eingestellt sind. Sie fotografieren gar nicht die schöne Gegend, sondern sich in dieser schönen Gegend.
Ihr Thema: Eine tolle Stadt als Hintergrund für ein Selfie, aber für höchstens zwei Stunden.
Ich selbst? Ich sitze im Schatten, trinke eine Dose Cola und gucke mir die Szenen an. 🎬

Aber nicht lange. Ich fliehe lieber. Möchte meine Ruhe haben.
Flucht! Ein Wort, das sich in meinem Kopf wiederholt, während ich mich auf der Suche nach Zuflucht durch die malerischen Straßen Montenegros bewege. Und dann, Risan taucht auf – eine der ältesten Orte des Landes. Eine Oase der Geschichte, umgeben von der satten Blau- und Grüntönen der Adria. Ein Ort, der mit Geschichten altertümlicher Tage gefüllt zu sein scheint, wartet darauf, von mir erkundet zu werden.
Ich finde Unterkunft in einem alten Lagerhaus, das einst einem venezianischen Handelsherrn gehörte. Ein Kellerapartment, das trotz der brütenden Hitze draußen eine erfrischende Kühle bietet – ein wahrer Luxus für weniger als 50 Euro. Die Ruine nebenan wirkt wie ein stiller Zeuge vergangener Tage, als die Wellen der Zeit die Stadt geformt haben.
Mein Auto parkt an der Küstenstraße, wo dicke Lastwagen in einem atemberaubenden Tanz um Millimeter an ihm vorbeifliegen. Eine Entscheidung steht an: Zulassen oder lieber wegfahren?
Ich entscheide mich für die Herausforderung und lasse den Kontrast zwischen Vergangenheit und Gegenwart auf mich wirken.
Aus dem kleinen Schlafzimmerfenster blicke ich auf einen alten Hinterhof, wo einst vielleicht Marco Polo seine Waren inspizierte. Heute ist es das Zuhause einer kleinen Katze, die gemütlich in einem Eimer ruht – ein charmantes Bild von alter und neuer Welt, verbunden durch die skurrile Realität des modernen Lebens.
Ein kaltes Bier steht vor mir, während ich meinen Picknickplatz direkt am Meer genieße – ein kleines Stück vom Paradies, das zum Apartment gehört. Doch dazwischen liegt eine Straße, deren Überquerung einem wagemutigen Abenteuer gleicht. Ich finde, das Risiko ist es wert für den Zauber dieses Moments.
Bevor es zum Abendessen geht, mache ich mir schnell eine dicke Stulle mit heimischen Aufschnitt und trinke ein Glas Rosé – eine Vorspeise, die den Gaumen und die Seele gleichermaßen erfreut. Ich muss ja nicht mehr fahren. Erst morgen wieder, wenn es heißt: Finde den nächsten schönen Ort.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Ich war noch einkaufen bei: HERMES. Der Storeleiter war ein ganz besonderer Mensch. Ach….

Ich bitte um Entschuldigung, aber ein Gedicht aus meiner Schulzeit geht mir bei dieser Reise nicht aus dem Kopf.

DER PANTHER

IM JARDIN DES PLANTES, PARIS
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.

Tag 6 der Balkanreise – Risan und Bigovo

Fruehstueck in Risan

Das Frühstück an dem kleinen Picknicktisch am Mini-Hafen vor meiner Unterkunft ist einfach, aber nahrhaft. Über mir blüht der persische Flieder und verströmt einen betörenden Geruch, der mich an die guten alten Zeiten erinnert – an die Zeit, als ich klein war und meine Oma noch lebte. Mit ihr verbinde ich einen Duft aus Kölnischwasser, Puder und einer ganzen Reihe anderer seltsamer Dinge, die ich nicht einmal benennen kann.
Während ich meinen Kaffee aus dem Blechbecher schlürfe, stelle ich mir vor, wie Marco Polo einst diesen kleinen Hafen vor seinem Lagerhaus anlegen ließ. Es muss so gewesen sein. Unbedingt. Immerhin ist es der perfekte Ort, um geheimnisvolle Waren zu lagern und sie unbeobachtet für den Verkauf vorzubereiten. Das Haus, das Marco Polo einst und ich die letzte Nacht, bewohnte, ist riesig – ein beeindruckendes Gebäude, das ich nur teilweise erkunden konnte. Einen Keller habe ich dabei überhaupt nicht entdeckt, obwohl ich fest davon überzeugt war, dass es ein riesiges Gewölbe sein müsste. Ich stellte mir vor, wie es von Fackeln erhellt und von seltsamen Wesen bewacht wird. Doch leider blieb mir dieser Blick in die Tiefe verwehrt. Übrigens: Die Matratze in Marco Polos Apartment war weich. Der Schlaf war fest. Die Träume seicht. 😊

Risan, die älteste Stadt Montenegros, atmet noch immer den Geist ihrer venezianischen Vergangenheit. Die alten Gebäude erzählen Geschichten von vergangenen Zeiten, als die Stadt ein bedeutender Handelsposten war. Heute ist sie zwar weniger geschäftig, aber ihr Charme ist ungebrochen. Während ich durch die engen Gassen schlendere, fühle ich mich wie auf einer Zeitreise, zurück in eine Ära, in der der Handel florierte und Abenteuer hinter jeder Ecke lauerten.
Es ist faszinierend, wie sich die Geschichte in den Mauern dieser Stadt manifestiert hat – von den antiken römischen Ruinen bis hin zu den gut erhaltenen venezianischen Palästen. Jeder Stein erzählt eine Geschichte, und es ist, als könnte man die Vergangenheit förmlich spüren, während man durch die Straßen schlendert. Auch der Kontrast zu den Bausünden aus der Ära Tito, als Montenegro noch ein Teil Jugoslawiens war ist eher interessant, als störend.
Aber jetzt ist es Zeit, weiterzuziehen und neue Abenteuer zu erleben. Wer weiß, welche Geschichten und Entdeckungen an meinem nächsten Reiseziel auf mich warten.

Heute sitze ich in einem eleganten Restaurant in Bigovo, einem kleinen Flecken Erde, der sich als Domizil für den heutigen Tag herauskristallisiert hat. Ein geschäftstüchtiger Unternehmer hat das Vermieten von Apartments in „seiner Bucht“ zu seinem Lebenselixier gemacht. Ein Restaurant gehört dazu und ein Shuttle-Service, der die Menschen von ihren Booten direkt zum Restaurant befördert, vervollständigt das Bild. Ich beobachte das Treiben interessiert. Es wie Kino, nur in echt.
Reiche Menschen scheinen sich hier zu versammeln, als wäre es ein heiliger Ort für diejenigen, die in Geld schwimmen. Noch nie habe ich so viele Menschen mit Schönheitsoperationen gesehen. Elegante – sprich teure – Kleidung und goldene Sonnenbrillen dominieren das Bild. Die Gespräche sind laut, die Bestellungen bei den Kellnern erfolgen mit einer tausendfach geübten Lässigkeit. Eine Languste wird bestellt, landet jedoch nie auf dem Tisch, denn eines der Kinder findet es grausam, sie einfach in der Mitte zu durchtrennen und so zu servieren. Fast hätte ich mich als Resteverwerter angeboten…
Vorher ein kurzer Besuch in Kotor, dort wo die Kreuzfahrer ihre Passagiere für ein paar Stunden ausspucken, nur um sie dann wieder einzuladen, nach ihrem Besuch im „Weltkulturerbe Altstadt Kotor“.

Es ist halb sieben, die Schwalben fliegen tief, und zum ersten Mal auf dieser Reise beginnt es zu regnen. Morgen soll es kälter werden. Und ehrlich gesagt, finde ich das ziemlich gut. Immer nur Sonne kann auch ganz schön langweilig sein. Es ist, als würde die Natur uns hier in Bigovo eine kleine Abwechslung gönnen, um die Luxusyachten und die goldumrandeten Sonnenbrillen zu kontrastieren. Es ist, als würde sie uns daran erinnern, dass nicht alles im Leben so glänzend und makellos ist wie die Oberfläche dieses Meeres, auf dem die Reichen wie moderne Seenomaden leben.

Kleiner Nachtrag: Gewitter im Süden Europas scheinen eine andere Qualität, als in Deutschland zu haben. Gefühlt geht hier gerade die Welt unter. Meine kleine Welt zumindest. Ach, ich weiß nicht, ob ich es schön oder gruselig finden soll?

Tag 7 der Balkanreise – Durrës (Albanien)

Oh weh. Hier bin ich, mitten in Albanien. Die Reise begann so wunderschön in dieses faszinierende Land.

Doch dann… was soll ich sagen? Es ist wirklich ein besonderes Erlebnis hier. Mein erster Stopp: Eine Bar/Restaurant. Der Espresso für 70 Cent, der Wolfsbarsch für 10 Euro. Endlich einmal ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Doch dann: Alarm! Der Fluss nebenan ist vergiftet. Überall schwimmen Öldosen und anderes Zeugs. Oh. Ob mein Fisch..? Nein, der kommt bestimmt nicht aus diesem Fluss.
Entlang der Straßen nach Tirana erstreckt sich ein endloses Gewerbegebiet. Die Hauptindustrie? Autos und Autoteile. Alle paar Meter stolpert man über eine Autowaschanlage. Naja, zumindest würde ich es so bezeichnen.
Die Autofahrer hier – und davon gibt es viele – sind unglaublich risikofreudig. Man möchte fast dem Porsche-Fahrer, der waghalsig überholt, zurufen: „Pass auf dein Auto auf!“ Und man kann beinahe hören, wie er erwidert: „Warum? Es hat doch so gut wie nichts gekostet!“
Albanien und seine Straßen sind wirklich eine echte Erfahrung. Es ist definitiv nichts für schwache Nerven. Vielleicht ist es in den Bergen etwas entspannter, aber hier an der Küste? Au weia.

Für diese Nacht habe ich mir eine noble Unterkunft irgendwo am Strand gegönnt. Sie wirkt ein wenig apokalyptisch auf mich. Umgeben von Armut und Müll, doch innerhalb des Hotelkomplexes erwartet mich purer Luxus. Bewachter Parkplatz, Marmor im Bad, himmlisch weiche Betten und köstliches Essen zu absurd günstigen Preisen (eine Dorade mit gegrilltem Gemüse für sagenhafte 11 Euro). Dazu noch mein eigener Strandabschnitt mit Pool und Bar. Und so weiter, und so weiter… Aber das ist nichts für mich.

Die Fährüberfahrt nach Italien ist bereits gebucht. Morgen um zwei geht es zurück ins alte Europa.
Nordgriechenland, wie ursprünglich geplant? Nein, das ist wohl eher etwas für mein nächstes Leben.

Was es sonst noch zu berichten gibt? Die Kühlbox, die mit der Solaranlage über die Powerstation mit Strom versorgt wird, funktioniert einwandfrei. Ich reagiere immer noch nicht allergisch gegen Bier und das Auto läuft wie eine Eins.

Tschüss. Für heute.