
Tiefenstaub legt sich sanft auf alles, was in Unschärfe fällt.
Über Fotografie. (⏎)
Es gibt Menschen, die fotografieren, was sie sehen.
Und andere, die fotografieren, was sie ahnen.
Ich gehöre zu den zweiten.
Nicht die Welt, wie sie ist, interessiert mich.
Sondern die Welt, wie sie werden kann –
wenn man sie anschaut wie am ersten Tag.
Ein Licht, das neu erzählt.
Ein Schatten, der plötzlich Tiefe stiftet.
Ein Detail, das zum Gedicht wird.
Das ist kein Trick.
Es ist ein Vertrauen.
In die Poesie der Dinge.
In das Unsagbare, das sich manchmal zeigt,
wenn man einfach lange genug schaut.
Und wenn sich nichts zeigt?
Dann warte ich.
Denn manchmal ist das Unsichtbare nur einen Moment entfernt.
Ich höre schon einen Einwand.
Der, dass auch Maler und Dichter das Unsichtbare sichtbar machen.
Aber sie müssen es erst noch erfinden.
Die Fotografie hingegen zeigt, was schon da ist.
Im besten Falle auf eine Weise, wie man es noch nie gesehen hat.
Es ist wie eine Übersetzung der Welt in eine neue Sprache.
Eine Sprache, die wir erst verstehen, wenn wir genau hinsehen.