Historie

Schiefe Schale, wahre Schönheit – ein Plädoyer.

In einem Museum für asiatische Kunst entdeckte ich eine alte japanische Teeschale.
Krumm.
Dunkler Ton.
Gedeckte Farben.
Irgendwie unperfekt.
Erst auf den zweiten Blick schön.
Unzweifelhaft über Jahrhunderte benutzt.
Abgenutzt.
Und doch an prominenter Stelle in einem Museum präsentiert.
Stoff zum Nachdenken.

Ich?
Eine beliebige Tasse und ein Teebeutel.
Jedenfalls bis zu diesem Zeitpunkt.

Es hat mich tief berührt, wie diese alte Gebrauchskeramik dort im Museum präsentiert wurde. Die, die mich so verzauberte, war ursprünglich überhaupt nicht als Meisterwerk gedacht. Sie sollte eine einfache koreanische Reisschale sein.
Für den Alltag gemacht, nicht für die Ewigkeit.
Sie wurde benutzt.
Geliebt.
Weitergegeben.
Und nach Jahrhunderten landete sie nicht im Müll, sondern im Museum.

Da stand sie nun, dieser zufällige Zeuge gelebter Zeit. Und sie stellte mir eine Frage: Wer entscheidet eigentlich, was wertvoll ist? Warum wird ein simples Alltagsobjekt plötzlich Kunst? Vielleicht, weil es Spuren trägt. Weil es berührt wurde. Weil es einen Abdruck von Leben bewahrt.

Ursprünglich wollte ich mir eine ähnliche Teeschale kaufen. Ein bisschen fernöstliche Würde für mein Küchenregal. Doch dann wuchs in mir eine andere Idee. Warum nicht selbst eine Schale formen? Nicht mit der Drehscheibe, das ist zu symmetrisch, zu korrekt. Sondern mit der Kurinuki-Technik, die den Zufall ebenso mitgestaltet wie die Hände, die sie formen. Eine Technik, die eher an das Schnitzen eines Holzstücks erinnert als an das Töpfern klassischer Keramik.

Ich wollte keine Schale kaufen – ich wollte eine Geschichte erschaffen.

Die nächsten Jahre will ich nun damit verbringen, Trinkgefäße zu formen. Bis dahin erfreue ich mich daran, dass so viele Menschen denken, ich könnte es nicht. Wie es nunmehr im vierten Jahr weitergeht erfahren Sie in meinem Blog.