Zwischen Licht und Seele:
Die Kunst des Porträts.

Wenn das Bild zurückblickt (⏎)
Gesicht, Licht, Vertrauen. Eine stille Annäherung.
Ein Gesicht.
Ein Moment.
Und plötzlich hält die Zeit den Atem an.
Nichts bewegt sich. Und doch geschieht etwas.
Etwas, das sich nicht erzwingen lässt.
Wenn alles stimmt, das Licht, der Atem, das gegenseitige Verstehen , entsteht nicht einfach ein Bild.
Es entsteht Nähe.
Eine Nähe, die nicht sichtbar ist und dennoch bleibt.
Ich blicke durch die Kamera, doch in Wahrheit sehe ich mit dem Herzen.
Die Technik tritt zurück, wird bloßes Gerüst.
Was trägt, ist das Vertrauen.
Ohne Vertrauen kein Blick.
Ohne Blick keine Wahrheit.
Ein Gesicht zu fotografieren heißt, ihm zu folgen.
Sanft.
Still.
Ein leises Fragen:
„Zeigst du dich?“
Und wenn das Ja kommt
zögerlich oder mutig,
öffnet sich eine neue Welt.
Ein Schatten im Blick,
ein kaum merkbares Lächeln,
ein Abglanz von etwas, das nicht in Worte passt.
Vielleicht ein früher Traum.
Vielleicht eine Erinnerung, die noch in den Wimpern sitzt.
Ich halte nichts fest. Ich empfange.
Ich warte.
Und irgendwann ist da dieser eine Moment,
in dem ein Foto atmet.
Länger als ein Augenblick.
Und doch bleibt es Fragment, Spur, Echo.
Susan Sontag schrieb, Fotografie sei Besitz.
Vielleicht ist das so.
Aber vielleicht ist sie auch ein Lauschen.
Eine Brücke.
Ein feines Angebot, gesehen zu werden.
Nicht ganz, aber doch wahr.
Eine Wahrheit, die gerade an die Oberfläche tritt,
für den Bruchteil einer Sekunde.
Ich fotografiere nicht, um ein Bild zu machen.
Ich suche nach einer Geschichte.
Nach einem Blick, der erzählt, was sich nicht sagen lässt.
Nach einer Stille, die mehr sagt als alle Worte.
Manche Sitzungen sind ein Tanz.
Andere ein tastender Spaziergang durch fremdes Gelände.
Jeder Mensch bringt seine eigene Melodie mit,
und meine Aufgabe ist es, sie nicht zu übertönen.
Wenn alles still wird –
Licht, Vertrauen, Gegenwart -,
dann wird auch die Kamera still.
Dann gibt es kein Bild mehr,
nur zwei Menschen, die einen Moment gemeinsam tragen.
Und irgendwann entsteht es.
Nicht geplant, nicht gewollt.
Es zeigt sich.
Ein Gesicht.
Ein Blick.
Und vielleicht eine Antwort,
die in der Stille wartet.

Die vergebliche Kunst ein anderes Ich zu belichten. (⏎)
Es beginnt im Spiegel.
Ein Blick. Ein Stirnrunzeln.
Ein das-da-bin-ich-doch-nicht.
Und schon ist da diese stille Absurdität:
Ein Mensch, der aussieht, wie das Leben nun mal aussieht
will aussehen, wie die Vorstellung von sich selbst.
Glatt, klar, durchsetzungsstark.
Aber auf keinen Fall echt.
Dabei ist das Echte das Einzige, was ich überhaupt fotografieren kann.
Ein strahlendes Funkeln im Blick.
Falten vom Lachen.
Mundwinkel, die vielleicht nach unten zeigen.
Ich kann keine Schönheit machen.
Ich kann nur sehen.
Und manchmal sehe ich etwas, das größer ist als glatt:
Ein Gesicht mit Geschichte.
Ein Mensch, der etwas will, aber nicht mehr alles muss.
Und das ist schön.
Aber das versteht nicht jeder.
Denn die wahre Schönheit hat keinen Weichzeichner,
sondern ist Geschichte im Licht.