Malerei

Torsten Gripp | rotes Gesicht | Tagebuchmalereien

Im alten Griechenland wurden die bildenden Künstler „banauson“ genannt. Das heißt nichts anderes, als „ungebildete Handwerker“. Mir gefällt das, denn mit diesem Wort bin ich aufgewachsen. Ständig und überall nannten mich die Erwachsenen „Banause“. Auf dieser Website können Sie einige Werke des nunmehr erwachsenen Banausen betrachten. Erwarten Sie bitte nicht, dass sie die Wirklichkeit eins zu eins abbilden, auch sind sie nicht besonders nützlich und entsprechen selten den zeitgemäßen moralischen und künstlerischen Gesichtspunkten unserer Zeit. Man könnte meine Malerei unter Umständen als informelle Malerei bezeichnen, ich finde aber die Bezeichnung autonome Malerei viel treffender. Im Endeffekt hilft beides nicht wirklich weiter, die Begriffe selbst sind zu abstrakt. Daher spare ich mir lieber weitschweifige Erklärungen.


Über mich. (…)

„Torsten Gripp ist Autodidakt und losgelöst von Tradition und Lehre. Diese Tatsache macht ihn experimentierfreudig. Er ist bei dem Versuch die ‚binäre Geschwindigkeit‘ darzustellen, sehr mit der Signifiance de l ́informel verbunden. Seine Arbeiten entstehen überwiegend ‚in action‘, sie sind spontan und mit großer Geschwindigkeit auf die Leinwand gebracht. Bewusst verzichtet er auf beschreibende Bildmotive, kompositorische Regeln werden kaum beachtet, dafür erfindet er neue Phantasiegebilde entsprechend seiner jeweiligen Stimmungslage.Mit einem speziellen Werkzeug werden die Farben direkt aus einem Vorratsbehälter auf die Leinwand gebracht. Es gibt keinen Umweg über einen Pinsel oder Spachtel. Die Bewegung der Hand des Künstlers wird unmittelbar auf der Leinwand gespiegelt. Eine Geste wird zum Kunstwerk. Es entstehen dabei keine Werke von austauschbarer Beliebigkeit, sondern Abbilder der Auseinandersetzung mit religiösen und weltlichen Themen. Reflexionen der Erlebnisse des Menschen und Malers Torsten Gripp. Auf diese Weise gerät bei Gripp das Malen zum echten Malakt mit all seinen faszinierenden Facetten. Mal ist es eine einzige Linie, die von einer anderen gekreuzt, zum Nachdenken zwingt oder durch ihre Schlichtheit eine Dominanz gewinnt, die staunen lässt; mal ist es ein kleiner Farbfleck auf einer weißen Fläche, die Verwunderung hervorruft und damit neue Zusammenhänge im Kopf des Betrachters entstehen lässt. Die Farben werden in der Regel nicht gemischt, sondern in ihrer Reinheit genutzt. Klarheit nicht nur in der Linienführung, sondern auch bei der Farbwahl. Eine Mischung der Farben entsteht erst auf der Leinwand, wenn sie nachträglich mit einem Rakel oder der Hand verwischt werden. Diese verwischten Linien sind es, die Gripp besonders liebt. Kann er doch auf diese Weise die ‚binäre Geschwindigkeit‘ darstellen.“


Gedanken zum Kreuz.(…)

In den vergessenen Ecken meines Ateliers schlummern Bilder. Einst mit Leidenschaft geschaffen, nach einiger Zeit jedoch in die Dunkelheit einer Ecke verbannt. 

Die Idee, diese vergessenen Werke zu zerschneiden und daraus kleine Kreuze zu erschaffen, mag auf den ersten Blick wie eine kühne Entscheidung erscheinen, aber jedes neuerschaffene Kreuz trägt auf seiner Oberfläche nun die Spuren eines alten Bildes, jedes Teilstück erzählt eine ganz eigene Geschichte, nur um dann zu verschmelzen zu einem harmonischen Mosaik. Das Kreuz, ein Symbol, das die Menschheit seit Äonen begleitet, ist mehr als nur ein geometrischer Schnittpunkt. Es ist die Verbindung von Himmel und Erde, von Vergänglichkeit und Ewigkeit. 

In meinen kleinen Kreuzen steckt eine verborgene Magie, die sich in den zerfledderten Pinselstrichen der Vergangenheit entfaltet. Der Filz, der die Kreuze zusammenhält, ist dabei Bindeglied zwischen den Fragmenten, wird am Ende zu einem kleinen Altar der Erinnerung und stiller Zeuge einer vergangenen Kreativität.

Man kann eine Linie mathematisch genau beschreiben. Sie hat einen Anfangs- und Endpunkt. Es gibt eine Regel. Es ist diese Ordnung, aus der heraus etwas Neues geschaffen werden kann. EINE UNORDNUNG.

© Torsten Gripp | 2019 | Malerei | ein Kreuz mit dem Kreuz