Glück

Das Glück in der Hand – oder auch nicht.

Vielleicht gelingt es mir eines Tages,
das Glück zu begreifen.
Vielleicht auch nicht.
In der Zwischenzeit ist da die uralte Erde.
Der Ton.
Er liegt still in meiner Hand.
Er wartet nicht, er ist einfach da.
Formbar.
Geduldig.
Gegenwärtig.

Ich habe gelernt:
Das Glück lässt sich nicht halten.
Nicht verhaften.
Nicht einrahmen.
Man kann ihm nur ein Zuhause bauen.
Ein Zuhause, das es einlädt,
aber nicht zwingt.

Und was rede ich überhaupt.
Ich weiß ja noch nicht einmal,
was Glück eigentlich ist.

Ein leises, warmes Streifen im Innern?
Ein Blick, der bleibt?
Ein Lachen, das kommt,
ohne dass man darum gebeten hat?

Manchmal ist es dieser Moment,
wenn ich in der Werkstatt stehe
und aus einem unförmigen Klumpen Erde
ein Becher wird.
Ohne Plan.
Ohne Ziel.

Nur das stille Gespräch
zwischen Hand und Ton.
Zwischen Wollen und Lassen.

Dann trete ich zurück,
sehe, was geworden ist –
und nicke.
Nicht aus Hochmut.
Aus Staunen.

Vielleicht ist Glück genau das:
Ein Übergang.
Ein Dazwischen.
Ein stiller Moment,
der nichts verlangt –
und eben darin
ganz ist.

Ich forme weiter.
Becher um Becher.
Nicht, um das Glück zu greifen.
Sondern um ihm Raum zu geben.
Wie man einen Vogel einlädt –
ohne an Käfige zu denken.

Und manchmal,
wenn ich aus einem dieser Becher trinke,
streift mich etwas.
Etwas Weiches.
Etwas Ruhiges.

Ob das das Glück ist?
Oder einfach Tee?

Beides wäre genug.