Manches bleibt.
Manches ist mehr als Leinwand und Farbe.
Manches ist eine Geste, die Raum und Zeit überwindet.
Es war einmal
ein großes Bild.
Ein Quadratmeter Leinwand.
Bemalt.
Ölfarbe.
Blattgold.
Acryl.
Dann der radikale Schnitt mit der Schere.
Der Rahmen?
Längst im Müll.
Was bleibt?
Zwei Postkarten.
Zwei Postkarten!
Über Postkarten.
Eine Postkarte im digitalen Zeitalter – was für ein großes Wunder!
Handgeschrieben, mit Worten, die Zeit brauchen, um zu entstehen.
Kein flüchtiges Tippen, kein unpersönliches Senden.
Sondern:
Bedacht.
Hingabe.
Eine Spur von Ewigkeit.
Die Schrift ist uneben, ein wenig krakelig, aber authentisch.
Die Karte wird in einen Umschlag aus handgeschöpftem Büttenpapier gelegt, mit einer besonderen schönen Briefmarke versehen – ein winziges Kunstwerk für sich.
Dann, der letzte Moment: Ein Blick auf den Umschlag, bevor er in den Schlund des Briefkastens verschwindet.
Auf die Reise geht.
Tage später landet er in fremden Händen.
Wird er hastig geöffnet oder vorsichtig befreit?
Finger gleiten über das Papier, die Struktur des Kunstwerkes,
in der Nase: ein leichter Geruch von Ölfarbe.
Augen entziffern die Schrift, das Herz spürt die Botschaft.
Alle Sinne sind beteiligt.
Vielleicht bekommt die Karte einen Ehrenplatz,
für einen Tag oder für immer.
Vielleicht wird sie gerahmt,
vielleicht in einer Schublade aufbewahrt, um Jahre später entdeckt zu werden.
Vielleicht zaubert sie noch lange ein Lächeln auf ein Gesicht.