Der Mini-Camper

Die Idee, mein Auto in einen Mini-Camper umzuwandeln, war vor etwa fünf Jahren eher ein spontaner Impuls. Ich wollte diese Freiheit erleben, von der so viele in den sozialen Medien schwärmen. Also habe ich meinen Caddy mit ein paar einfachen Umbauten in einen gemütlichen Rückzugsort verwandelt.
Doch das Schleiergewand der Romantik, das von den glänzenden Fresken des Internetzeitalters gewebt wurde, entpuppt sich schnell als trügerisches Tuch. Die Odyssee nach malerischen Oasen gestaltet sich nicht selten zu einer ernüchternden Expedition. Die Verklärung, sich an abgelegenen Küsten oder in den Wäldern der Natur zu nähern, wird von der harten Realität überlagert. Die meisten dieser Oasen erweisen sich entweder als vom Strom der Menschenmassen überflutet oder als verriegelte Tore der Nachtruhe.
Die Freiheit des stillen Lagerplatzes, vor hundert Jahren ein Juwel in der Krone des Reisenden, ist heutzutage in den Landen Europas nahezu verbannt. Selbst fernab der belebten Wege, findet sich nur selten ein Ort der Stille, wo man sein Bett ungestört aufschlagen kann, ohne den Schatten der Rechtsprechung zu fürchten. Und sollte man sich dem Heerlager eines Campingplatzes nähern, so offenbart sich einem bald eine Unzahl von Dekreten, denen man sich beugen muss – von den Sanktionen der Stille bis hin zu den Geboten der zeitlichen Ein- und Ausreise.

Dazu kommen die praktischen Herausforderungen des Lebens unterwegs. Die Hygiene ist oft ein Problem, besonders wenn man längere Zeit ohne Zugang zu einer Dusche unterwegs ist. Und kalte Getränke zu haben, erfordert entweder ständiges Nachfüllen mit Eis in eine passive Kühlbox oder einen elektrisch betriebenen Kühlschrank, der viel Strom verbraucht.
In einem Mini-Camper zu leben, ist mitunter beschwerlich, doch die empfundene Freiheit ist von unschätzbarem Wert. Daher hege ich weiterhin den Plan, Europa in meinem kleinen mobilen Rückzugsort zu erkunden – denn gerade die Herausforderungen verleihen diesen Abenteuern ihren unvergesslichen Charakter. Aus diesem Grund begebe ich mich nun auf die Reise zu den letzten verbliebenen Refugien Europas, die noch nicht gänzlich durch Reglementierungen erstickt sind. Meine Route führt mich in den Balkan, genauer gesagt nach Montenegro, Albanien und Nordgriechenland. Aktuellen Berichten zufolge scheinen auch die Begegnungen mit Straßenräubern in dieser Region seltener zu werden…

Wer mehr zur Technik des Campers erfahren möchte, der klicke hier.

Entgegen dem Konventionellen des typischen Campers habe ich bewusst auf manche Ausstattungen verzichtet, die oft als unentbehrlich gelten. Ein herkömmlicher Camper war nie mein Ziel, denn Campingplätze empfinde ich als wenig reizvoll. Vielmehr strebe ich nach Unauffälligkeit auf meinen Reisen, möchte mich nicht von der Masse abheben, lieber unauffällig unterwegs sein. Dennoch soll mein Unterschlupf all jene Annehmlichkeiten bieten, die das Reisen angenehm gestalten: ein bequemes Bett zum Ruhen, eine Kochmöglichkeit für die Zubereitung von Speisen, eine diskrete Einrichtung für die Bedürfnisse des Alltags, ausreichend Stauraum für Lebensmittel und Utensilien, eine Sitzgelegenheit für gemütliche Stunden, die Möglichkeit, meiner Lieblingsmusik zu lauschen, und stets die Gewissheit, ein kaltes, erfrischendes Getränk zu genießen. Nicht zu vergessen die elektrische Versorgung, die es mir ermöglicht, meine Geräte wie Laptop, Handy und Kamera jederzeit aufzuladen und so meine Reiseerlebnisse festzuhalten und zu teilen. 

Auf meiner diesjährigen Reise sind zum ersten Mal eine Powerstation, eine Kompressor-Kühlbox und ein Solar-Panel mit an Bord. 
Vor meinem inneren Auge sehe ich schon die Sonnenstrahlen ununterbrochen auf das Solar-Panel treffen. Sie erzeugen Strom, der sogleich in die Powerstation fließt, dort gespeichert und in angemessener Dosierung zur Kühlbox weitergeleitet wird. Diese verfügt über zwei Kühlkammern, in der einen herrscht eisige Kälte (für den einen oder anderen Eiswürfel), während die andere gekühlte Getränke und Speisen für mich bereithält. Leise höre ich schon das Eis im Glas klingeln, wenn ich einen leckeren Pastis trinke. So zumindest der Plan. Leider war es nötig, zunächst einen Dachgepäckträger zu organisieren, um das Solar-Panel ordnungsgemäß zu montieren. Auch mussten die Stromkabel geschickt ins Innere des Wagens geleitet werden, wo die Powerstation auf Energie wartet. 

Ein erster Probelauf war erfolgreich – das System funktioniert. Die Sonne speist die Powerstation mit 100 Watt und die Kühlbox nimmt sich, wenn sie läuft nur ca. 35 Watt. Ich bin sehr zufrieden.

Solar auf dem Dach | Torsten Gripp