Es ist keine Schale und auch keine Tasse. Es ist eine Schale mit Henkel. Ich nenne sie „Schasse“. Von nun an, werde ich mich auf Schassen konzentrieren. Eine Schale mit herausgearbeitetem Henkel.
Schalentasse
Die Versuche gehen weiter.
Schalentasse
Fertig zum Brennen
Kurinuki meets Ikebana
Juni/Juli 2024 – Neues.
Hanf trifft Ton
Réparation rustique
Tag 25 der Reise – Regenfront
Das Wetter, das mir über die gesamten Tage mehr als nur hold war, wird nun zunehmend schlechter. Es ist, als hätte das Universum beschlossen, dass mein Urlaub enden muss und dies mit einem dramatischen Wetterumschwung unterstreichen möchte. Ich werde auch langsam müde. Es sind die vielen Eindrücke, versuche ich mir einzureden, die mich müde machen, das immerwährende Aus- und Einpacken, die langen Autofahrten und die Tatsache, dass ich nicht einfach nur munter plaudern kann mit den Menschen in den fremden Ländern, weil ich ihre Sprache nur unzureichend beherrsche. Während ich so denke, entscheide ich in aller Früh: Ich beende die Reise.
Gegen Mittag bin ich wieder in Wesseling. Erstaunlich, wie schnell es plötzlich ging. Die Trüffel, die ich auf einem Markt in Frankreich erstanden habe, gibt es zum Mittagessen. Genial. Frischer Trüffel ist wirklich ein echter Hochgenuss. Während ich die Trüffel genieße, denke ich darüber nach, wie leicht man sich an das Besondere gewöhnt. Heute Trüffel, morgen wieder Tiefkühlpizza.
Das Ende einer Reise ist wie das letzte Stück Schokolade in der Packung – man weiß, dass es kommt, aber wenn es da ist, trifft es einen doch unerwartet. Die Rückkehr zur Normalität ist der bittere Nachgeschmack nach all den süßen Abenteuern, die man erlebt hat. So sitze ich also wieder in meinem vertrauten, aber ungemütlich wirkenden Wohnzimmer und starre auf den leeren Koffer, der noch die Spuren meines letzten Abenteuers trägt.
Aber keine Sorge, die nächste Reise ist schon in Arbeit. Gleich morgen werde ich mit der Planung beginnen. Vielleicht wird es diesmal Island? Oder doch lieber Dänemark? Die Welt ist groß, und ich habe noch lange nicht genug gesehen. Die Melancholie der Rückkehr ist nur der Auftakt zu neuen Abenteuern. Denn eines habe ich auf dieser Reise gelernt: Jeder Abschied ist auch ein neuer Anfang.
Ende
Tag 24 der Reise – Das Steinhaus des Einsiedlers
Die Ermitage de Barcan im Wald von Darney ist heute mein Ziel. Tief in den Wald geht es hinein. Ein langer Fußmarsch im kniehohen Gras. Unterwegs begegnet mir ein Jäger mit geladener Flinte. Ein heftiges Kopfnicken, als ich ihn nach dem Weg frage, aber keine gescheite Antwort. Na gut, denke ich, hoffentlich knallst du mich nicht aus Versehen ab. Weiter geht’s, immer tiefer in den Wald hinein.
Dann ein Schild: „Eremitage in 1,6 Kilometern“. Man glaubt ja gar nicht, wie lang ein Weg werden kann, wenn man durch nasses Gras gehen muss und schon nach kurzer Zeit klatschnass ist… Doch dann, in einer Senke, eigentlich kaum zu sehen, geht eine kleine Holzbrücke über einen Bach. Noch über eine Wiese, dann ist die Hütte aus Stein zu sehen. Seltsam angelegte Wasserbassins, ebenfalls aus Stein und natürlich die unvermeidliche Quelle mit wohlschmeckendem Wasser.
Ich bin erstaunt über die Ruhe hier an dieser Stelle. Man sagt, dass hier bereits seit der Eiszeit Menschen gelebt haben und bis in die Neuzeit immer wieder Eremiten. Die Quelle ist heilig und das Wasser schmeckt tatsächlich richtig gut. Na ja, kein Wunder, in nur acht Kilometern Entfernung liegt die Stadt Vittel, dort wo die Firma Nestlé das Wasser für die ganze Welt abzapft und in Plastikflaschen verpackt.
Einsiedler im Mittelalter, das klingt wie der Traum eines introvertierten Minimalisten. Kein WLAN, keine Nachbarn, keine lästigen „Hast du schon die neueste Serie gesehen?“- Fragen. Stattdessen ein einsames Häuschen, nur du, dein Brot, ein paar Heilige Schriften und die unendliche Stille des Waldes. Morgens aufstehen, Wasser aus der Quelle schöpfen, vielleicht ein bisschen meditieren oder ein Gebet sprechen, und dann – ach ja – den ganzen Tag Zeit, über die großen Fragen des Lebens nachzudenken. Warum sind wir hier? Was gibt es zum Abendessen?
Irgendwie begleitet mich das Thema Stille, Ruhe und Zeit durch die ganze Reise. Immer wieder habe ich die Zeit durch Orte wie diesen zurückdrehen können und mich in längst vergangene Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende hineingedacht. Gottseidank habe ich auch immer wieder in der Gegenwart zurückgefunden. Und die ist auch gar nicht soooo schlecht. Leider regnet es heute, das erste Mal auf dieser Reise, wirklich fast ununterbrochen. Mein geplantes Picknick im Wald an der Quelle muss deshalb ausfallen. Ein Mittagessen in einem Restaurant steht stattdessen an.
Ich stapfe also zurück durch das kniehohe Gras, wieder vorbei an dem Jäger, der mir jetzt fast wie ein alter Bekannter vorkommt. Im Dorf finde ich ein kleines, gemütliches Restaurant. Die Kellnerin lächelt mich freundlich an und ich bestelle etwas Herzhaftes, um die Kälte und Nässe zu vertreiben. Während ich auf mein Essen warte, denke ich darüber nach, wie es wohl wäre, als Einsiedler im Mittelalter zu leben. Vielleicht gar nicht so schlecht – solange man immer mal wieder ins Dorf zurückkehren kann, um eine warme Mahlzeit zu genießen.