Tag 9 der Italienreise – Nocera (Umbrien)

Direkt aus dem Bauch der Fähre lande ich im Herzen von Umbrien. Nicht mal eine Stunde auf italienischem Boden und schon stehe ich vor dem Eingang einer der großartigsten Höhlen, die die Natur zu bieten hat. Ich spüre ein Kribbeln im Bauch, das sich nicht nur auf die hohen Wellen während der Überfahrt zurückführen lässt, sondern auch auf die Vorfreude, die mich erfüllt. Der Gedanke daran, in die Tiefen der Erde hinabzusteigen, lässt mein Abenteurerherz höherschlagen.
Die Höhle empfängt mich mit offenen Armen, oder besser gesagt, mit steinernen Armen. In ihren verwinkelten Gängen und Hallen entdecke ich versteinerte Gestalten, die aussehen wie Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten. Da ist der versteinerte Troll, der mich mit seinen steinernen Augen herausfordernd anblickt, und dort drüben lugt ein Drache aus einer Ecke hervor, als ob er gleich Feuer speien würde. Ein wahres Märchenland, das meine Fantasie beflügelt und mir das Gefühl gibt, als könnte jede Ecke ein neues Wunder offenbaren. Wenn mir hier und jetzt eine Fee begegnen würde und mir einen Wunsch gewähren könnte, ich wäre nicht im Geringsten überrascht.
Zwei Stunden lang tauche ich ein in dieses faszinierende Reich der Stalaktiten und Stalagmiten, bevor es Zeit wird, die Höhle zu verlassen und die nächsten Abenteuer anzugehen. Ein kurzer Blick auf meine Uhr und schon breche ich auf zu neuen Höhen – buchstäblich. Die Berge von Umbrien rufen und ich folge ihrem lockenden Ruf.
Hoch oben in einem malerischen Bergdorf finde ich mein Quartier für die nächsten Tage. Kaum habe ich die Tür zu meinem Haus geöffnet, werde ich von drei hungrigen Katzen begrüßt, die scheinbar beschlossen haben, mich als ihren neuen besten Freund zu adoptieren. Sie fressen mir nicht nur aus der Hand, sondern alles, was ich ihnen anbiete. Gut, dass ich immer etwas Proviant dabei habe – ein kleiner Beitrag zur Freundschaft zwischen Mensch und Tier, sozusagen.
Abends werde ich in einem typisch umbrischen Restaurant zu Gast sein. Die Vorspeise: Spaghetti mit Trüffeln. Ein wahrer Gaumenschmaus, das mich darüber nachdenken lässt, wie anders doch die kulinarischen Genüsse zwischen den Ländern sein können. Wenn ich an meine Erfahrungen in Albanien zurückdenke, mit all den stark gegrillten Speisen, muss ich unwillkürlich schmunzeln. Italien ist eben Italien – und das ist gut so.