Wie kaputt ist kaputt?

Wie kaputt ist kaputt? – Gedanken

Die neue Glasur ist das Ergebnis vieler (Fehl)-Versuche, doch am Ende bin ich wirklich zufrieden. Die Glasur passt gut zum schwarzen Ton, verleiht ihm einen sanften goldenen Schimmer und ergänzt das Thema Espressotassen. Perfekt, würde ich sagen – wenn da nicht ein dicker Riss wäre.
Ja, ein Riss. Mitten durch die eine Seitenwand. Das macht sie zwar einzigartig, aber nicht unbedingt im positiven Sinne. Sie ist jetzt offiziell ein Nicht-Trink-Gefäß.
Ich überlege, ob ich die Tasse vielleicht doch noch retten könnte. Ein bisschen Kintsugi vielleicht? Die Japaner machen aus kaputten Dingen schließlich eine eigene Philosophie. Wabi-Sabi und die ganze Nummer, der Charme des Unperfekten. Goldene Linien, die Brüche betonen, als wären sie von Anfang an so gewollt. Lao Tse würde das sicher gutheißen – oder er würde mich ansehen und leise husten, bevor er unauffällig geht, weil er keine Lust hat, sich in diese Diskussion einzumischen.