Magische Becher

Die Verwandlung von Wasser in Wein

Im Mittelalter dienten bei den einfachen Leuten fast ausschließlich Keramikbecher als Gefäße. Sie waren dabei mehr als nur Werkzeuge, um Flüssigkeiten aufzunehmen. Sie waren stille Hintergrund-Zeugen des täglichen Lebens, und ganz besonders der Rituale und Zeremonien, die eine Gemeinschaft zusammenhielten. Heutzutage sind sie ein wenig in Vergessenheit geraten. Vielleicht weil sie zu rustikal sind, oder es bessere Materialien gibt, ich weiß es nicht wirklich. Ich liebe Becher aus Ton und darum stelle ich sie immer und immer wieder her.

Diese Gefäße, noch im unfertigen Zustand, ohne glättende Glasur, am heiligen Abend entstanden, üben für mich eine besondere Faszination aus. Jede Linie, jede Form offenbart mir in aller Offenheit ihre Seele. Es ist, als würden sie mit mir sprechen, mich auffordern, sie dem Brennofen zu übergeben, damit sie ihre endgültige Gestalt enthüllen und endlich ihrer Bestimmung folgen zu können: Tee, Wein oder Wasser aufzunehmen und…. vielleicht zu verwandeln. Ein Becher, der Wasser in Wein und Wein in Blut verwandeln könnte, ist eine kraftvolle Metapher für die tiefe Verbindung zwischen Mensch und Objekt, für die Möglichkeit des Wandels und der Transzendenz. Er steht für meine tiefe Sehnsucht nach Magie und Bedeutung im Alltag.
Vielleicht ist es gar nicht der physische Akt der Verwandlung, den ich mir dabei vorstelle, sondern die Art und Weise, wie diese Becher unsere Wahrnehmung und unser Erleben des Moments des Trinkens verändern. Ein Schluck Tee aus einem solchen Becher kann uns in eine andere Zeit und an einen anderen Ort versetzen, wo die Grenzen zwischen Realität und Imagination verschwimmen. Sie sind mein Beitrag und Aufruf zu einer ganz besonderen Achtsamkeit, die unser Leben bereichern und uns die Möglichkeit zur inneren Verwandlung bieten könnte.