Zehn Aspekte Becher herzustellen
Die Herstellung einfacher Gegenstände aus natürlichen Materialien fasziniert mich. Diese Dinge besitzen eine stille, beinahe erhabene Würde, besonders wenn sie absichtlich schlicht und ungeschmückt bleiben. Ein Becher aus Ton, der lediglich dazu dient, Flüssigkeiten zum Mund zu führen, wird zum Sinnbild dieser Idee.
Japanische Teeschalen, die heute hoch verehrt werden, hatten einst einen ähnlichen, profanen Ursprung. Die Kizaemon-Schale, die im 15. Jahrhundert in Korea als einfache Reisschale entstand, ist ein Beispiel dafür. Ihr Wert und ihre Bedeutung entwickelten sich erst im Laufe der Zeit durch die Reflexion und Wertschätzung einflussreicher Menschen. Heute steht sie, eingebettet in Seidentücher und Holzboxen, im Kohô-an Subtempel des Daitokuji in Kyôtô. Ihr Schöpfer, der sie vor Jahrhunderten eher nachlässig auf der Drehscheibe formte, hätte sich diesen Wandel wohl kaum vorstellen können.
In Anlehnung an die Kizaemon-Schale fertige ich schlichte Trinkbecher. Allerdings ohne Drehscheibe, aber mit einfacher Glasur. Sie sind manchmal etwas schief oder unregelmäßig, doch ich schätze sie in dem Moment, in dem sie unter meinen Händen Form annehmen. Asiatische Werte wie Wabi-Sabi und Zen beeinflussen meine Arbeit, aber ich interpretiere sie auf meine Weise: „Wabi“ als Beschränkung auf das Wesentliche und „Sabi“ als die Spuren des Lebens, die Alterung und die Poesie der Existenz.
Zu Beginn eines jeden Gefäßes steht die Frage nach der Form. Ich leite sie aus dem Verhältnis von Höhe und Breite ab und berücksichtige, dass der Becher Flüssigkeiten zum Mund führen soll. Der Raum – das Nichts – der genau dafür entsteht, ist das Zentrum, um den herum der Becher geformt wird. Dabei erlaube ich mir den Luxus, die Proportionen von Gefäß zu Gefäß zu variieren. Je nach Laune und göttlicher Fügung entsteht so jedes Mal ein einzigartiges Stück. Dieses Spiel mit den Formen und die Freude an der Arbeit mit Ton sind für mich Ausdruck einer tiefen Verbundenheit mit Materie und Tradition.