Ostsee

Wo mein Herz tief Luft holt.

Ich war wieder dort.
An der Ostsee.

Kaum stand ich am Strand,
schloss ich die Augen.
Atmete ein.
Und ließ es zu.

Ein großer, langer Seufzer.

Er kam nicht aus der Lunge.
Nicht aus dem Mund.
Er kam aus einer Kammer, die keinen Namen kennt.

Wie ein geöffnetes Fenster nach einem langen Winter.
Wie eine geheime Tür im eigenen Körper.
Wie der Moment, wenn ein Kind aufhört zu weinen.

Der Seufzer ging durch mich hindurch wie eine Welle.
Und nahm etwas mit, das ich gar nicht benennen kann.
Ein Gewicht vielleicht.
Eine alte Sorge.
Ein Wort, das nie gesagt wurde.

Und danach fühlte mich leer.
Und doch ganz.
Wie ein Gefäß, das nicht mehr überläuft.

Der Sand unter meinen Füßen war warm.
Die Luft schmeckte nach Salz und Licht.
Irgendwo lachte jemand.
Ganz leise.

Und ich spürte es.
Diese Kraft,
die hier wohnt.
Und die mich – wie einen alten Freund
nach langer Zeit,
in den Arm nimmt.

Nicht laut.
Nicht schnell.
Nicht wie ein Entschluss.

Sondern wie ein Versprechen, das älter ist als ich.

Ein Seufzer kann etwas verändern.
Nicht das Leben vielleicht.
Aber den Moment.

Und das genügt manchmal.
Um neu zu beginnen.
Ohne zu wissen wie.

Einfach so.
Wie von selbst.