Auf und unter Provins

Eben noch in Wesseling, schon bin ich auf der Autobahn Richtung Frankreich, und es dauert nicht lange, bis ich die Landesgrenze erreiche. Meine Navi-Dame ist eine echte Perle. Ihr Französisch ist so miserabel, dass selbst meine Sprachkünste in dieser Sprache wie ein Gedicht klingen. Aber trotzdem navigiert sie mich tapfer durch den chaotischen Verkehr. Aber was mir hier auffällt, sind diese teuflischen Geschwindigkeitsblitzer. Man könnte fast meinen, Frankreich hätte eine eigene Armee von modernen Raubrittern, die sich darauf spezialisiert haben, unachtsame Reisende zu plündern. Und ratet mal, wer zweimal in ihre Falle getappt ist? Richtig, genau der Kerl, der hier gerade schreibt. Wenn das so weitergeht, werde ich am Ende mehr für Strafzettel bezahlen als für meine Unterkunft mit Essen und Trinken. Morgen werde ich mich definitiv zusammenreißen und vorsichtiger fahren. Oder vielleicht ein paar Rüstungen und ein Schwert besorgen, um diesen Blitzer-Banditen die Stirn zu bieten.

Schließlich erreiche ich Provins, eine bezaubernde Stadt, die sich perfekt für eine Zeitreise ins Mittelalter eignet. Offenbar haben auch andere Touristen diesen Schatz entdeckt, aber das stört mich nicht weiter.

Die Ferienwohnung, die ich lange im Voraus gebucht hatte, übertrifft alle Erwartungen. Die Räume sind liebevoll eingerichtet und die Gastgeber ausgesprochen nett, und die Altstadt von Provins ist ein wahrer Traum. Das Wetter spielt auch mit, und so verbringe ich meinen ersten Tag mit langen Spaziergängen quer durch die Stadt.

Später, am Nachmittag, steht eine Tour durch die Katakomben an. Mir kommt es vor, als wäre die gesamte Altstadt von Provins ein gigantisches Labyrinth aus Kellern. Ein bisschen gruselig, aber gleichzeitig unglaublich faszinierend. Ich kann mir kaum vorstellen, wie viele Geheimnisse diese Gänge verbergen. Vielleicht finde ich ja einen verlorenen Schatz oder ein vergessenes Rezept für mittelalterlichen Kuchen. Wer weiß? Das Abenteuer ruft, und ich bin bereit, ihm zu folgen.

Und dann, am Abend, gab es ein Croque Monsieur. Das ist im Grunde genommen nur ein Toast, aber hier wird er mit so viel Liebe gemacht, dass es einem das Herz aufgehen lässt. Das ist französische Handwerkskunst auf dem Teller. Es hat fantastisch geschmeckt, und die anderen Gäste haben sich gefreut, dass der komische Deutsche ihre einfachen Köstlichkeiten zu schätzen weiß.

Spätabends, ich liege tatsächlich auf einem französischen Bett. Eigentlich sollte das schön sein, aber es fühlt sich mehr wie ein Trainingslager für Hardcore-Turner an als ein gemütlicher Ort, um die Eindrücke des Tages zu verarbeiten. Mein Körper sehnt sich nach Ruhe, nach einem weichen Plätzchen zum Ausruhen. Doch hier scheint es, als hätte jemand beschlossen, dass Schlafen eine olympische Disziplin ist, die nur auf den härtesten Matratzen der Welt ausgeübt werden sollte.

Ich drehe mich auf den Bauch, um eine halbwegs akzeptable Schlafposition zu finden, aber es fühlt sich an, als hätte ich mich auf eine überdimensionale Trommel gelegt. Die Herzschläge dröhnen lauter als ein Trommelwirbel bei einer Rockkonzert-Eröffnung. Die Nacht zieht sich endlos dahin, während ich versuche, mich auf diesem menschenfeindlichen Trampolin in den Schlaf zu kämpfen. Ich träume von riesigen Marshmallows und Wolken aus Watte, während mein Körper in einem verzweifelten Versuch, sich an die unerbittliche Härte der Matratze anzupassen, Saltos schlägt. Es ist, als würde ich an einem Marathon teilnehmen, den ich nie angemeldet habe.

Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, oder vielleicht habe ich vor Erschöpfung das Bewusstsein verloren, denn als ich auf die Uhr schaue, ist es plötzlich halb acht. Ich fühle mich, als hätte ich eine Nacht auf einem Schlachtross verbracht, aber hey, ich habe die Herausforderung gemeistert. Ich habe auf der französischen Version eines Trampolins geschlafen und überlebt. Jetzt kann ich alles bewältigen, was dieser Urlaub noch für mich bereithält.