Beynac-et-Cazenac

Es ist wirklich erstaunlich, wie leer die Autobahn heute ist. Ein echter Roadtrip steht an, und ich habe vor, über 600 Kilometer zu bewältigen. Dankbar bin ich dafür, dass die Mautautobahnen frei von Verkehr sind. Vielleicht bin ich naiv, aber ich vermute, dass die Raubritter auf Geschwindigkeitsblitzer verzichten, wenn man brav Maut bezahlt. Das gefällt mir natürlich.
Während meiner Fahrt heute ist Selbstversorgung angesagt. Nach dem Tanken auf der Autobahn bleibt nur noch Platz für ein Croissant und selbstgemachten Kaffee auf dem Parkplatz. Aber wisst ihr was? Das schmeckt trotzdem oder vielleicht gerade deswegen besonders gut.

Nach mehr als sechs Stunden Fahrt taucht plötzlich eine Burg in der Ferne auf. Das Castell de Beynac.

Zwischendurch habe ich noch schnell eine Unterkunft gebucht, aber als ich dort ankomme, kann ich sie einfach nicht finden. Ich fahre zweimal daran vorbei. Das kann doch nicht sein, denke ich mir. Aber doch, es ist so. Eine freundliche Frau in einer Kittelschürze steht am Straßenrand, hält mich an und fragt, ob ich der Deutsche für die Nacht in ihrem Haus sei? Eifrig lasse ich den Kopf von oben nach unten fliegen. Das freut sie sehr und resolut führt sie mich in ihr Gästehaus. Ein Haus mit einer Küche, einem Grillplatz, einem Kaminzimmer, einem Aufenthaltsraum, einer Sonnenterrasse und einer Liegewiese neben dem Kastanienwald. Ganz für mich allein. Es ist kaum zu glauben.

Und dann sehe ich durch eine Waldlichtung auch die Burg. Sie liegt in greifbarer Nähe. Ich halte den Atem an. Lange. Es ist kaum zu glauben, was ich hier sehe. Die Aussicht auf die Dordogne und diese alte Burganlage sind atemberaubend.

Es ist schon eine Weile her, seit ich die französische Küche so intensiv erkundet habe, und ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass dieser Abend eine kulinarisches Besonderheit ist.

Zur Vorspeise wurde mir ein Teller mit Entenmägen an Salat serviert. Entenmägen! Ich hatte schon von der französischen Vorliebe für Entengerichte gehört, aber das war etwas Neues für mich. Nun, ich betrachte mich als Abenteurer, und so stürze ich mich mutig auf die zarten, saftigen Mägen. Das Ganze selbstverständlich begleitet von einem Glas hervorragenden französischen Rotweins, der die Mägen ganz hervorragend zähmte.

Als der Hauptgang kommt, ist meine Neugier auf die französische Küche noch immer nicht gestillt. Entenschenkel mit frischem Gemüse stehen vor mir auf dem Tisch. Ich liebe Hühnerschenkelchen, aber das hier ist doch eine ganz andere Hausnummer. Die Beinchen sind so zart und lecker, dass ich fast das Gefühl habe, die Ente hätte vorher einen Termin beim Masseur gehabt, um so zart zu sein. Das kackige Gemüse dazu ist ein wunderbarer Kontrast.

Doch das Highlight des Abends aber war zweifelsohne der Nachtisch. Die Spezialität der Region ist warmer Walnusskuchen mit Sahne. Ein süßer Abschluss für diesen kulinarischen Ausflug. Der Kuchen ist so warm und nussig, dass ich das Gefühl habe, er ist direkt aus Omas Ofen gekommen. Die Sahne und die Karamell-Soße dazu sind wie der Himmel einer perfekten Sommernacht.

Während ich meinen Kaffee schlürfe und den letzten Bissen des himmlischen Nachtischs nachklingen lasse, kann ich nicht anders, als zu schmunzeln. Die Franzosen mögen vielleicht exzentrisch sein, aber wenn es ums Essen geht, sind sie wahre Meister. Mein Abendessen ist ein echter Gaumenschmaus und bereits der zweite Abend meiner Reise ist eine Reise in die französische Kulinarik, die ich so schnell nicht vergessen werde.

In diesem kleinen Restaurant an einem gemütlichen Abend in Frankreich wird mir bewusst, dass die Abenteuer des Lebens oft auf unscheinbaren Tellern auf irgendwelchen Tischen beginnen.

Aber jetzt ab ins Bett. Die Matratze? Wieder hart. Gott, ich werde noch zum Asketen.

Kleiner Nachsatz: Hier in diesem wunderbaren Haus in der Natur wimmelt es von Tieren. Wildschweine in den Walnusswäldern direkt am Haus. Eidechsen wärmen sich am Ende des Tages an den Mauern und Vögel piepen eine Abendarie. Ansonsten zeigen sich hauptsächlich Insekten, die das Licht lieben. Zwei von ihnen haben sich auf meine rechte Hand gesetzt, und nun juckt es wie verrückt. Eine dicke Wanze kriecht auf dem Tisch geradewegs auf mich zu. Es fehlt nur noch, dass jetzt ein Wildschwein durch das Fenster hereinspaziert oder eine Hexe auftaucht, die mich zum Abendessen verspeisen möchte. Aber hey, das ist doch Teil des Abenteuers, oder?