Tag 2 der Balkanreise – Passau/Triest

Betten. Immer diese Betten, die über das Wohl und Wehe einer Nacht entscheiden. Die Nacht im Schloss Neuburg fühlte sich an wie eine Miniaturausgabe eines Schlachtengetümmels im Morgengrauen. Die unbeugsame Matratze mit ihrem praktischen, doch unbezwingbaren Gummiüberzug hatte eindeutig die Oberhand behalten. Ich, hingegen, blieb auf der Strecke, von Schweiß gebadet und in den Fängen der Unbequemlichkeit gefangen. Es ist kurz nach sieben, und während ich mich aus dem Bett quäle, verspüre ich ein seltsames Gefühl der Erleichterung darüber, dass dieser Kampf vorerst vorüber ist.
Ein Blick aus dem Fenster entschädigt jedoch für jegliche Tortur, die mir das Schlafgemach beschert hat. Ein strahlend blauer Himmel breitet sich über der Szenerie aus, und die majestätische Neuburg erhebt sich stolz in den neuen Tag hinein. Ihre weißen Mauern wirken beinahe surreal gegen den Hintergrund des blauen Firmaments. Es ist, als ob das Schloss selbst ein Schauspieler in einem Theaterstück wäre, das von einem göttlichen Regisseur inszeniert wird. Es ist schwer zu sagen, ob es sich um ein Monument der Vergangenheit oder um eine übernatürliche Erscheinung handelt, die sich in unsere Welt verirrt hat.
Als ich mich auf den Weg mache, um das Schloss zu erkunden, kann ich nicht umhin, mich zu fragen, welche Geheimnisse hinter diesen alten Mauern verborgen liegen. Vielleicht gibt es versteckte Schätze, vergessene Geschichten oder sogar Gespenster, die in den Hallen umherwandeln. Doch egal, was mich dort erwartet, eines ist sicher: Diese Nacht im Schloss wird mir unvergesslich bleiben – sei es wegen des Gefechts mit der Matratze oder wegen der atemberaubenden Schönheit der Neuburg im Morgenlicht.

Fahren, fahren fahren, immer weiter, immer weiter. Die Kilometer ziehen sich wie zäher Kaugummi. Die majestätischen Alpen, erst nur eine ferne Silhouette, dann plötzlich umgeben sie mich von allen Seiten. Tunnel um Tunnel, ein ständiges Wechselspiel zwischen grellem Licht und Dunkelheit. Geschwindigkeitslimits blinken auf, und ich bremse meinen Eifer herunter. Sonne, Wolken, Regen – eine Wetterachterbahnfahrt, die mit einem spektakulären Gewitter über den Bergen endet.
Slowenien, Italien, wieder Slowenien, dann entscheide ich mich für eine Nacht in Italien, obwohl ich in Slowenien zu Abend essen werde und vorher in Italien einkaufen war. Die Grenzen verschwimmen förmlich, und in nur einer Stunde habe ich sie mehr als ein halbes Dutzend Mal passiert. Vier Mal wurde ich herausgewunken, doch anstatt aufdringlicher Kontrollen erhielt ich Urlaubstipps und herzliche Wünsche. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, heißt es ja so schön.
Meine Unterkunft erweist sich als wahres Refugium für Romantiker, doch leider Fehlanzeige beim Wi-Fi. Herrgottnochmal, irgendwas ist immer. Ein leises Stoßgebet zum Himmel: „Lieber Gott, unser täglich W-LAN gib uns heute.“
Das Castello, in dem ich die Nacht verbringe, thront majestätisch auf einem Berggipfel. Die Aussicht ist atemberaubend, und eigentlich sollte man meinen, dass hier oben das Internet in all seiner Pracht vorhanden wäre. Doch Pustekuchen.
Wohin mich morgen mein Weg führen wird, weiß ich noch nicht. Vielleicht entscheide ich mich nach dem Frühstück. Mal sehen, wohin die Straße mich treibt.

Der Abend verspricht ein Gaumenfest in einem urigen Wehrdorf mitten im Herzen des Weinanbaugebiets. Eine Frauenkooperative hat die Tafel reich gedeckt, und ich bin mehr als bereit, mich in die kulinarischen Genüsse zu stürzen. Der uralte Gastraum strahlt eine gemütliche Atmosphäre aus, und das Knistern des Kamins stimmt mich froh.
Als ich mich am Tisch niederlasse, nehme ich den verlockende Duft von Dry-Aged Angus wahr, der über dem Feuer gegrillt wird. Gott sei Dank, denke ich, keine uralte Rinderbrust, sondern feinstes Fleisch, hoffentlich perfekt auf den Punkt gegart. Und … ja, ein wahrer Gaumenschmaus, der meinen Tag auf wunderbare Weise abrundet. Doch leider muss ich noch die Heimreise antreten, also beschließe ich, heute etwas weniger vom köstlichen Wein der Region zu kosten.
Nach dem Essen unternehme ich einen nächtlichen Streifzug durch das Dorf. Die alten Kopfsteinpflasterstraßen führen mich vorbei an malerischen Häusern und historischen Gebäuden, und ich kann förmlich die Geschichte der Region spüren. Doch als ich nach einer haarsträubenden Fahrt durch die Weinberge endlich mein Bett erreiche, offenbart sich mir eine überraschende Erkenntnis: Die Matratze ist so hart wie ein Brett. Ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen, dass die Menschen hier hart schlafen. Gott sei Dank bin ich hundemüde.


Nun sitze ich hier beim Kaffee im Frühstücksraum schreibe mein Tagebuch und freue mich auf den neuen Tag. Sonntag.