Tag 15 der Reise – Einmal Hölle und zurück

Der Tag beginnt wie im Bilderbuch. Strahlender Sonnenschein durchflutet mein Zimmer, die Vögel zwitschern fröhlich und die Nacht war so erholsam, als hätte ich auf einer Wolke geschlafen. Ich schnappe mir mein Auto und steuere Richtung Küste, genauer gesagt die apuanische Riviera und das kleine Dorf Vernazza. Luftlinie? Nur schlappe 53 Kilometer. Fahrzeit? Na ja, gefühlt eine halbe Ewigkeit, gemessen: mehr als zwei Stunden. Und dann sind da noch diese Fast-Unfälle mit den Franzosen und ihren schicken Autos: gefühlt mindestens 20. Es scheint, als hätten sich sämtliche Franzosen, die im Urlaub sind, ausgerechnet in dieser Gegend versammelt. Schade nur, dass sie mit den haarsträubenden Serpentinen nicht so recht klarkommen. Da kreuzt mal eben ein Renault meinen Weg, der viel zu eng ist und ein Peugeot überholt in einer Kurve. Himmel hilf….
Und dann das Dorf selbst. Ein Meer aus Menschenmassen erwartet mich. Alle sind entweder mit der Bahn oder dem Schiff gekommen.

Die Bahnlinie verbindet die schönsten Dörfer der Gegend in gerader Linie und ist das Transportmittel der Wahl für die Instagram-Besucher aus aller Welt – Asien, Amerika und natürlich, wie könnte es anders sein, Frankreich. Hin und wieder mischen sich auch ein paar Deutsche unter die Menge. Und mittendrin stehe ich. Aber nicht lange. Fast panisch mache ich kehrt und flüchte zurück zum Ausgangspunkt, um mich stattdessen in La Spezia wiederzufinden. Doch auch hier keine Ruhe vor dem Touristenstrom. Nur andere Menschen. Ältere Herrschaften liegen an einem Strand, der aussieht, als hätte die Zeit hier vor Jahrzehnten angehalten. Sie bräunen sich in der Sonne, als gäbe es keinen Morgen mehr. Es ist, als hätte mich eine Zeitmaschine direkt in die 50er Jahre katapultiert.
Schließlich ziehe ich mich frustriert in die Berge zurück, in mein gemütliches Apartment. Ein Glas Weißwein und ein selbst gemachter Fenchelsalat mit Dorade sind meine Rettung. Hier, zwischen den majestätischen apuanischen Alpen finde ich endlich die Ruhe, die ich gesucht habe. Und während ich den Sonnenuntergang über den Gipfeln beobachte, denke ich mir: Manchmal ist es eben doch besser, den Massen zu entfliehen und die Schönheit der Natur in stiller Einsamkeit zu genießen. Oder zumindest mit einem Glas Wein und meinem selbstgemachten Fenchelsalat.