Tag 16 der Reise – Wandertag

In meiner Ecke der apuanischen Alpen zu wandern ist wirklich ein Erlebnis der besonderen Art. Hier gibt es keine ausgeschilderten Wanderwege und die Infrastruktur lässt auch zu wünschen übrig. Alles, was ich brauche, muss ich also selbst mitbringen. Bergauf und bergab, mit all meinem Gepäck.
Natürlich lege ich den Weg zu den lohnenswerten Plätzen mit dem Auto zurück. Ich jage auch das Auto den Berg hinauf und wieder herunter durch eine endlose Folge von Serpentinen, die manchmal so eng sind, dass ich in den ersten Gang schalten und meinem Auto einen Schulterklopfer geben muss, um es anzuspornen. Und dann, in einer dieser haarsträubenden Spitzkehren, taucht plötzlich ein anderes Auto auf, und das Verrenken beginnt. Rückwärts den Berg hinauf, ein Krieg der Nerven, während der grinsende Italiener im anderen Auto mir ein verschmitztes „Ciao!“ zuwirft.

Aber trotz aller Herausforderungen muss ich zugeben, dass die Bergdörfer, die wie Schwalbennester an den Berghängen haften, nicht nur aus der Ferne einen gewissen Zauber versprühen. Sie offenbaren auch bei näherer Betrachtung ihre rustikale Authentizität – etwas heruntergekommen, aber dennoch echt. Und diese Echtheit zieht mich mehr an als das glitzernde, oberflächliche Leben der sonnenverwöhnten Küstenbewohner. Ich bekomme hier sogar einen Espresso und einen Aperitif mit italienischen Tapas. Perfekt.
Aber für heute und den Rest der Reise reicht es mir. Ich sehne mich nach den weiten Ebenen, wo die Straßen gerade verlaufen und die einzigen Kurven die des Horizonts sind. Die apuanischen Alpen mögen majestätisch sein, aber ich bevorzuge ab sofort die Einfachheit einer flachen Straße, ohne die ständige Gefahr, dass ich mir die Lackierung an den Felswänden abkratze.

Morgen steht deswegen Frankreich auf dem Plan. Ich freue mich darauf, endlich ein knuspriges Baguette zu genießen und mich in einem kleinen französischen Bistro von einem köstlichen Menü verwöhnen zu lassen. Denn manchmal braucht man einfach ein wenig französische Raffinesse, um das raue Abenteuer in den Bergen zu würdigen.