Tag 17 der Reise – Rosenduft

Die Bergluft ist mir langsam zu dünn geworden, also ab nach Frankreich. Eine malerische Fahrt entlang der Küste führt mich schließlich nach Grasse. Schon von Italien aus kann ich den Duft der Rosen erahnen, aber bevor ich in diese aromatische Oase eintauchen kann, stecke ich erst einmal im Grenzverkehr fest. Eine Stunde Wartezeit. Na toll.
In meiner unvernünftigen Noblesse ignoriere ich die Küstenperlen der Côte d’Azur. Ich meine, sie haben ja alle große Namen, die ich natürlich mit allerlei Geschichten verknüpfe. Da ist zuerst Genua, die Stadt der Seefahrer, gefolgt von Sanremo, dem Eldorado der Sonnenanbeter, dann Monaco, der Kleinstaat mit Fürsten und Skandalen, gefolgt von Nizza, der Stadt des Art Deco, und schließlich Cannes, der Stadt des Films und des Jazz. Alle diese Schätze lasse ich links liegen, während ich mich innerlich schon frage, ob das eine gute Idee war. Aber hey, aus der Ferne betrachtet sind sie wie aus dem Bilderbuch, oder? Doch wehe, man steckt mittendrin – dann wird’s eng, dreckig, und die Diskrepanz zwischen Arm und Reich schlägt einem fast schon ins Gesicht.
Ich entscheide mich lieber für Grasse, und tatsächlich, schon beim Einfahren in die Stadt umhüllt mich der betörende Duft von Rosen. Fast schon surreal. Und dann das: Ein Fest in vollem Gange. Parkplätze? Fehlanzeige. Die wenigen Parkhäuser haben zwar noch Kapazitäten, aber Fahrzeuge über 190 Zentimeter Höhe werden kategorisch abgewiesen. Mein Caddy mit Solaranlage? 192 Zentimeter. Ich könnte vor Wut ins Lenkrad beißen. Am Ende demontiere ich tatsächlich das Solarpanel und quetsche mich gerade so ins Parkhaus. Zwischen mir und der Decke passt nicht einmal ein Fingerbreit.
Aber das Apartment für die Nacht entschädigt für all den Ärger. Mitten in der Altstadt, in einem urigen Haus aus dem 16. Jahrhundert, öffnet sich eine Tür wie durch Zauberhand, wenn man den richtigen Klingelknopf drückt. In der dritten Etage – natürlich ohne Aufzug – erwartet mich eine alte Tür, eingelassen in eine dicke Mauer. Ein neunstelliger Code und das Schloss entriegelt sich elektrisch, die Tür öffnet sich, und… voilà, ein wunderschön eingerichtetes Apartment. Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und eine kleine Küche stehen mir zur Verfügung. Das Bett mit Viscomatratze ist so weich, dass man fast versinkt. Ein Blick aus dem Fenster offenbart das Meer in der Ferne und einen zauberhaften Garten unten in der Stadt.
Die Altstadt ist einfach bezaubernd, vor allem, wenn man bedenkt, dass sich hier alles um Parfüm dreht. Und warum auch nicht? Ich schlendere durch die Gassen, genehmige mir ein Glas Wein und lausche den Straßenmusikanten. Dann zurück ins Apartment. Schnell noch etwas essen und ab ins Bett. Morgen wird ein neuer Tag voller Duftabenteuer.