Tag 20 der Reise – Provence

Die Tage in Avignon, der Stadt der Päpste, sind wie eine Zeitreise durch die Wirren der Kirchengeschichte, gepaart mit einer Prise modernen Flairs. Die engen Gassen, gesäumt von pittoresken Cafés und kunstvollen Boutiquen, erzählen Geschichten von vergangenen Zeiten, als Avignon das Zentrum der katholischen Welt war. Als ich durch die von Mauern umgebene Altstadt schlendere, kann ich mir lebhaft vorstellen, wie die Päpste des Mittelalters in ihren prunkvollen Palästen residierten, während draußen das Leben pulsierte. Ein Höhepunkt meiner Reise ist zweifellos der Besuch des Papstpalasts, dieses beeindruckende Bauwerk, das über der Stadt thront wie ein stolzer Wächter der Geschichte. In seinen Mauern fühle ich mich winzig klein, während ich die prächtigen Säle und Kapellen erkunde, die einst Schauplatz von Machtkämpfen und Intrigen waren. Doch heute herrscht hier vor allem ein Hauch von Ehrfurcht und Staunen über die Pracht vergangener Tage.
Nach diesem historischen Tauchgang sehne ich mich aber nach etwas Leichterem, und so mache ich mich auf den Weg zum Amphitheater von Orange. Trotz einiger Schäden hat dieses antike Juwel allen Widrigkeiten getrotzt und erstrahlt noch immer in seiner vollen Pracht. Hier fühle ich mich wie der Zeitreisende, der am Schalter dreht und noch weiter zurück in die Zeit reist, bis er in die Welt der Römer zurückversetzt wird. Das Theater, das bereits seit dem 1. Jahrhundert steht, ist ein wahres Wunder der Architektur und wurde zu Recht zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Doch nun ist es Zeit, die Weiten der Provence zu erkunden. Mein nächstes Ziel ist eine abgelegene Domaine, irgendwo zwischen Wald, Olivenhainen und den noch grünen Lavendelfeldern der Ardèche. Hier, fernab vom Trubel der Stadt, finde ich wieder Ruhe, nach den aufregenden Tagen in Avignon. Ich atme tief ein und spüre, wie die Natur mich umarmt, während ich mich auf eine Wanderung durch die malerische Landschaft mit ihrer unverwechselbaren Atmosphäre begebe. Die Luft ist erfüllt von einem betörenden Duft, der meine Sinne umschmeichelt und mich gleichzeitig in eine Welt aus Farben und Aromen entführt. Und was ist die Provence ohne ihren berühmten Lavendel? Einmalig und unverkennbar wie der Eiffelturm für Paris oder die Pizza für Italien. Lavendel, das Symbol dieser malerischen Landschaft, zieht die Besucher mit seinem lila Teppich in seinen Bann. Aber hier stehe ich, mitten im Frühling, und der Lavendel präsentiert sich mir in seiner grünen Pracht. Ein Anblick, der meine Vorstellungskraft herausfordert. Doch wie sagt man so schön: Man muss nehmen, was man kriegt. Und so verbringe ich die Tage damit, den grünen Hügeln zuzusehen und mir vorzustellen, wie sie in ein Meer aus Violett getaucht sein könnten.
Und auch wenn der Lavendel sich noch etwas schüchtern gibt, so bin ich doch dankbar für die Schönheit dieser Region. Denn Glück, das liegt oft in den kleinen Dingen, wie der Aussicht von einem Hügel oder dem Anblick eines antiken Amphitheaters. Die Bilder, die sich mir bieten, sind atemberaubend, und ich beschließe, nicht viele Worte darüber zu verlieren. Stattdessen sende ich ein stummes Dankgebet an meinen Schutzengel im Himmel, der mich sicher auch durch diesen Tag geführt hat.


Nun sitze ich hier, in Frankreich, mitten im Wald, und fotografiere Wolken. Noch niemals zuvor habe ich den Himmel so gesehen. Krass.