Tee & Freundschaft – Gedanken
Tee trinken. Nicht einfach so zwischendurch. Kein beliebiger Teebeutel, mit einem weißen Faden, der aus der Tasse hängt, sondern ausgesuchter Tee und die Ruhe eines Nachmittags. Ich trinke meinen Tee elegant aus Schalen oder eher rustikal aus Bechern. Eine typisch englische Teatime mit Gurken-Sandwichs und zierlichen Tassen aus Porzellan vermeide ich und auch die japanische Teezeremonie ist mir im Alltag viel zu kompliziert. Bei mir gibt es einen guten chinesischen Oolong. Punkt.
Was kann es besseres geben? Doch, es gibt noch eine Steigerung: Tee mit Freunden. Den passenden Freunden natürlich. Sinnenfreudige Menschen sind genau die Richtigen. Idealerweise haben sie einem formidablen Geruchs-, Geschmacks- und Farbsinn.
Freundschaft und gemeinsames Teetrinken, das ist wie eine Symbiose. Es gibt nichts Besseres als das leise Klirren der Teekanne, das sanfte Geräusch beim Eingießen des Tees, der flüchtige, leicht blumige Duft, der ihm entsteigt, das zufriedene Nicken eines Freundes, der die gleiche Freude empfindet. Es geht nicht um große Worte oder bedeutungsschwere Gespräche. Es geht um das Teilen des Moments, das Einlassen auf die Stille, das Finden einer gemeinsamen Ruhe. Einer Resonanz.
Ich bin davon überzeugt, Freundschaft ist mit dem Genuss von Tee vergleichbar. Der erste Eindruck kann täuschen – vielleicht ist er ein wenig bitter, vielleicht etwas zu heiß. Doch mit jedem weiteren Aufguss entfaltet sich der wahre Charakter, zeigt sich die Tiefe, die Wärme, die Verbundenheit. Der Tee, wie die Freundschaft, wird besser, je sorgfältiger er zieht. Er fordert Geduld, Zeit und Hingabe. Und wie beim Tee sind es die stillen Momente, die zählen, das ungezwungene Zusammensein, das gemeinsame Schweigen. Die Zuneigung.
Konfuzius hat diesen Gedanken perfekt eingefangen: „Ein Freund ist ein zweites Ich.“ – schreibt er. Und so ist der Tee nicht nur ein Getränk, sondern ein Medium, das die tiefere Verbundenheit, das „zweite Ich“ im anderen, spiegelt. Und im Idealfall nimmt man gemeinsam den „wiederkehrenden Geschmack“ des Tees wahr. Er entwickelt sich etwa eine halbe Minute nach dem ersten Schluck. Dafür lohnt es sich nach den richtigen Worten zu suchen.