Kokoro-Kurinuki

Bchr.

Die Sprache der Oberfläche

Ich arbeite mit dunklem Westerwälder Ton, einem Material, das Tiefe besitzt – und Geheimnisse. Die Glasuren sind schlicht, oft nur ein Hauch, manchmal wie Nebel auf der Haut, manchmal wie zerschmolzenes Himmelslicht. Die Becher und Schalen, die in der Werkstatt entstehen, tragen Spuren – keine Dekoration.
Sie erzählen nicht von Technik, sondern von Beziehung. Zwischen dem Ton und dem, was durch mich hindurch geschieht; von Regentagen am Meer, von Wanderungen durch den Wald, von gescheiterten Versuchen, die schöner waren als der Erfolg.
Sie sprechen in Schalenlyrik – kurzen, tastenden Sätzen, die nur dann gehört werden, wenn man sie nicht sucht.

Oft sieht man Fingerabdrücke.
Oder das, was wie ein Abdruck aussieht, aber vielleicht vom Ton selbst stammt.
Wer weiß das schon?

In Regalen, auf alten Holzflächen, manchmal inmitten von Staub, ruhen die Keramiken wie kleine Wesen. Sie sind nicht ausgestellt – sie wohnen.
Manche stehen aufrecht und bereit, andere ducken sich in eine schlafende Haltung. Es gibt stämmige, erdverbundene Becher und solche, die wirken, als könnte man durch sie hindurch den Wind hören.

Doch alle haben eines gemeinsam: Sie sind Gefäßwesen.

Nicht Dinge.
Nicht Objekte.
Sondern kleine Träger eines Wissens, das man nicht lesen kann, sondern trinken muss.