Es ist wirklich warm hier in Portugal. Die Hitzewelle schlägt im September und Oktober über Frankreich, Spanien und Portugal zusammen. Schon morgens um 8 Uhr brennt die Sonne so heiß, dass es über 20 Grad Celsius sind – und das ist über null, versteht sich. Ich schwöre, selbst die Hühner hier haben sicherheitshalber einen Sonnenhut aufgesetzt.
Ich werde träge von dieser Hitze. Ein kleiner Schnupfen hat sich zudem bemerkbar gemacht, und den verdanke ich der Klimaanlage im letzten Hotel. Ich hätte sie nachts ausschalten sollen, aber ach, ich habe es versäumt. Jetzt läuft meine Nase, als wäre sie eine Bergquelle. Doch keine Sorge, ich habe ein Geheimwaffe in meinem Reisegepäck – Klosterfrau Melissengeist! Ein Schluck von diesem magischen Elixier und morgen wird alles wieder in Ordnung sein.
Essen – immer wieder geht es ums Essen. (…)
Mein Frühstück hier in Sines ist klassisch portugiesisch. Ich bestelle mir ein Glas Galaô, das ist ein Milch-Kaffee, so süß und köstlich wie der Kuss einer portugiesischen Schönheit. Dazu gibt es zwei Pasteis de Nata, diese kleinen Puddingtörtchen, die hier überall zu finden sind. Ich sitze mitten in einem Café, umgeben von laut schnatternden Menschen, die zur Arbeit müssen und denke leise: „Das gefällt mir!“
Nachmittags geht es weiter an die Steilküste nach Porto Covo. Ich kann es kaum erwarten diese atemberaubende Landschaft zu erkunden. Und wer weiß, vielleicht begegne ich auf meinem Weg einem echten portugiesischen Cowboy, der auf einem Esel reitet und Gitarre spielt. Ach, das Leben hier in Portugal ist wirklich ein Abenteuer!
Ich bin nun schon eine Woche unterwegs, und man könnte meinen, ich sei ein Fisch im Netz der Geheimtipps. Wer Tipps bekommt, hat ja schon fast gewonnen, und – in der Tat – ich hatte das Glück, ein paar dieser Kostbarkeiten vom Vermieter meiner Wohnung zu ergattern. Heute zum Beispiel sagte er, ich solle unbedingt mittags im Hafen in einem speziellen Fischrestaurant speisen. Gesagt, getan. Gegen 12 Uhr schlendere ich also am Laden vorbei. Was sehe ich? Niemand drin, kein Kellner, keine Gäste, nur leere Stühle und Tische. Na ja, denke ich mir, dann geht’s eben weiter. Die alten Boote unten am Hafen winken mir mit ihren bunten Farben zu, als wollten sie sagen: „Komm her, wir haben auch Spaß ohne Fisch!“
Kaum 10 Minuten später, als ich schon fast vergessen hatte, dass ich überhaupt essen wollte, ist der Laden plötzlich rappelvoll. Als hätte jemand einen Zauberspruch ausgesprochen. Schnell reihe ich mich dann doch noch in die Schlange der Hungrigen vor den ausgestellten Fischen ein. Bevor man überhaupt Platz nimmt, muss man seine gewünschten Fische auswählen, diese werden kunstfertig gewogen und landen dann auf einem Blechteller, der so aussieht, als könnte er auch als Schutzschild in einem Mittelalterfilm dienen. Dann geht’s ab an den Tisch. Natürlich bekomme ich einen Platz an einem Tisch, der so klein ist, dass selbst eine Katze Schwierigkeiten hätte, sich darauf niederzulassen. Die Bedienung stellt Brot, Oliven und einen Pulpo-Salat auf den Tisch, wünscht einen guten Appetit und serviert dann auch noch herrlichen Vino Verde und eiskaltes Wasser. Das nenne ich mal Service!
Und dann beginnt das Warten. Der alte Mann am Grill gibt alles. Eingeklemmte Sardinen, Doraden, Steinbeißer, Schollen, Tintenfisch und Meeraal – die Liste der zu genießenden Fische ist länger als die Zutatenliste eines komplizierten Cocktails. Der Duft von gegrilltem Fisch zieht durch den Raum und lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Endlich kommt mein Essen. Dorade mit Salat und Kartoffeln. Ein Gedicht auf dem Teller, ein Gemälde auf der Zunge. Wahnsinn! Zwischendurch kommt der Chef höchstpersönlich vorbei und legt jedem, der möchte, noch ein paar gegrillte Sardinen auf den Teller. Ich sage euch, mein Mund flattert wie die Flügel eines Vogels, der gerade einen Schwarm Mücken entdeckt hat.
Mein Geheimtipp: Wenn euch jemand einen Geheimtipp gibt, lasst ihn nicht einfach liegen, so wie ich fast dieses großartige Fischrestaurant liegengelassen hätte. Denn man weiß nie, welche kulinarischen Abenteuer auf einen warten.
Der Fischerweg. Die Küste. Der Strand. Das Meer. Die Menschen. Es ist einfach unglaublich schön! Aber hier ist es so heiß, dass ich fast schmelze. Wir reden mittlerweile von fast 40 Grad hier am Strand – wenn es denn bloß Schatten gäbe!
Jedenfalls, den Fischerweg entlangzuspazieren ist wie eine Reise in eine andere Welt. Die Küste und der Strand scheinen nie zu enden. Das Meer, das sich vor mir ausdehnt, ist so blau, dass es fast schmerzt, in seine Tiefen zu blicken. Ich frage mich, ob die Portugiesen eine geheime Formel für dieses atemberaubende Blau haben.
Während ich hier stehe, von den Wellen umspielt und von der Sonne geküsst, kann ich nicht anders, als zu lächeln. Portugal hat mein Herz erobert, und ich kann es kaum erwarten, mehr von diesem wunderbaren Land zu entdecken. Aber jetzt werde ich mich erst einmal in den Schatten begeben, bevor ich hier wirklich schmelze wie ein Eis in der Mittagssonne. Bis bald, aus dem sonnigen Portugal!
Ach ja, einen portugiesischen Cowboy habe ich leider nicht getroffen.