Ich sitze auf meinem Bett und befinde mich inmitten der Wunder und Hoffnungen von Lourdes. Ein Ort, den so viele aufsuchen, in der stillen Erwartung, dass hier, unter dem Himmel der Hoffnung, ihre Leiden geheilt werden. Trotz des offensichtlichen Schmerzes, der in den Gesichtern vieler zu sehen ist, hört man überall fröhliches Lachen. Es begleitet die fast schon monotonen christlichen Gesänge in allen Sprachen dieser Welt. Die Jungfrau Maria wird inständig und doch eher beiläufig angerufen, in ihrer hundertfachen Wiederholung.
Das Glück und die entrückte Liebe, die sich in den Gesichtern der Pilger zeigen, sind für mich ein Rätsel. Einige scheinen offen und empfänglich für die Wunder, die sie erhoffen. Andere, gut erkennbar, sind nur als Begleitung für einen gläubigen Herzenssucher. Sie wirken wie Wächter, bereit, das Wunder, das ganz kurz bevorzustehen scheint, nicht zu verpassen. Ich glaube, allein die Tatsache, dass sich die Kranken nicht alleine wissen – schließlich teilen sie ihr Schicksal so offensichtlich mit hunderten Anderen – wirft ein völlig neues Licht auf ihr Leiden und… macht es auch ohne Wunder erträglicher.
Hoffnungsvoll füllt fast jeder Pilger eine Flasche mit Wasser aus der heiligen Quelle. Vorher haben sie kleine Glasfläschchen oder sogar große Plastikbehälter in den Souvenirläden gekauft. Die Bewohner von Lourdes haben im Laufe der Jahre ein Gespür für die Bedürfnisse der Pilger entwickelt, und ich habe das Gefühl, dass die Händler die eigentlichen Wunscherfüller an diesem heiligen Ort sind.
„Das Leben und das Licht“ steht über den Eingängen der Kathedrale geschrieben. Ich habe mich entschieden, beides zu suchen. In der Grotte selbst ist der Fels von den tastenden Händen unzähliger Pilger glattgeschliffen wie polierter Marmor. Es ist ein eigenartiges Gefühl, ihn zu berühren. Im Hintergrund hört man den Gesang eines Priesters und das Gemurmel der Gläubigen. Eine leichte Angst überkommt mich. Was, wenn ich keine Energie durch das Berühren der Steine aufnehme? Oder schlimmer noch, was, wenn mir Energie entzogen wird? Doch ich verwerfe diese Gedanken als Unsinn und drücke meine Finger auf die spiegelglatten Flächen.
Meine Begegnung mit der heiligen Grotte habe ich ohne hinzuschauen gefilmt. Wenn jemand möchte, kann er gerne für nicht einmal zwei Minuten über meine Schulter schauen.
Und jetzt, meine lieben Leser, führt mich meine Reise weiter nach Spanien, hinauf in die majestätischen Berge. Immer auf der Suche nach dem Leben und dem Licht. Dort, zwischen den Gipfeln und den Wolken, werde ich weiter nachdenken über die Geheimnisse von Lourdes und darüber, was es bedeutet, an Wunder zu glauben.