Almuerzo auténtico

Weiter geht’s an die Nordküste Spaniens. Ein kleines Dorf lockt mich mit seinen Restaurants direkt am Hafen. Bei dem Gedanken an frische Muscheln läuft mir das Wasser im Mund zusammen.

Ein preiswertes Mittagessen. (…)

Doch bevor ich mich in kulinarische Abenteuer stürze, steht eine mehrstündige Autofahrt entlang der atemberaubenden Atlantikküste an. Mittags lande ich schließlich in einem dieser urigen Fernfahrer-Restaurants. Hier sollte ich ein echt authentisches spanisches Mittagessen bekommen. Es ist 11.50 Uhr, und der weiß eingedeckte Speisesaal liegt da wie ausgestorben. Ich frage mich ernsthaft, ob das eine gute Idee war genau hier anzuhalten.

Punkt 12.00 Uhr – ich sitze an einem kleinen Tisch – immer noch ohne Gesellschaft. Dann, um 12.10 Uhr platzt der Laden förmlich aus allen Nähten. Feine Leute, Fernfahrer, Bauarbeiter und Landarbeiter. Alle stürmen an die Tische. Es gibt frisches Brot, dazu eine Flasche Wein und reichlich stilles Wasser. Die Vorspeise kommt auf den Tisch – Paella mit Fisch, Muscheln und Fleisch. Und dann die Hauptspeise – Hackbällchen mit Tomatensoße und seltsamen Pommes frites. Es ist nicht unbedingt ein wahrer Gaumenkarneval, aber all das Getümmel, Gemurmel und fröhliche Miteinander lässt keinerlei Trübsal zu! Was will ich mehr verlangen?

Schließlich beende ich mein Festmahl mit einer Tasse Espresso. Fertig. Das Ganze schlägt mit lächerlichen 12.20 Euro zu Buche. Tschüss, Luxus! Ab sofort wird einfach gegessen.


Und dann erreiche ich diese kleine Stadt am Meer. Mein Zimmer ist ebenfalls direkt am Hafen. Malerisch? Ja, aber irgendwie sieht es aus, als hätte hier seit den 80ern niemand mehr den Staubwedel geschwungen. Fotos von innen? Das erspare ich euch und mir lieber.

Von bunten Bildern und Sonnenlicht. (…)

Alle Restaurants hier haben bunte Bildchen im Schaufenster oder vor dem Laden, um Kunden anzulocken. Das Sonnenlicht hat die Farben schon verändert. Blau fehlt. Rot dominiert. Ach du liebes Lottchen, das hat mir gerade noch gefehlt. Heute Abend gehe ich hungrig ins Bett. Das Mittagessen war ja mehr als ausgiebig. Also, ich sag euch, Leute, heute ist so ein Tag, da könnt‘ man meinen, die Welt hätte beschlossen, sich einen kleinen Scherz auf meine Kosten zu erlauben. Gestern, ja gestern war’s, da hab ich Dinge erlebt, die man kaum für möglich halten könnte. Ein Tag voller Abenteuer und Überraschungen, wie aus einem Buch von Heinz G. Konsalik. Aber heute, nun ja, der heutige Mittwoch ist wie der Montag unter den Tagen.

Ich hab mir sogar eine dieser winzigen Blasen eingefangen. Wisst ihr, diese kleinen Biester, die sich irgendwo an deinen Füßen festsaugen und dich zum Humpeln zwingen? Genau so eine. Ein bisschen wie ein Haifisch, der sich an meinen Zehen festgebissen hat. Das ist wirklich nervig. Und dann diese Stadt hier, die mir eigentlich als charmant und pittoresk angepriesen wurde. Ich finde sie einfach nur winzig und stickig. Als ob sie mich in ihren engen Gassen gefangen hält. Und die Sonne, die gestern noch so strahlend am Himmel prangte, hat sich heute einfach davongemacht. Ach, meine Laune ist heute so düster wie der Boden eines alten Kohlebergwerks. Da hilft wohl tatsächlich nur noch eines: Bier. Zwei oder vielleicht sogar drei. Wenn schon der Tag ein Reinfall ist, dann wenigstens mit einem anständigen Durstlöscher. Und wer weiß, vielleicht schaffen es die Tapas, meine Stimmung ein kleines Stückchen aufzuhellen.

Also, auf in die nächste Tapas-Bar, wo die Biergläser klirren und die Spanier lachen. Vielleicht kann selbst dieser blöde Tag noch zu einem kleinen Abenteuer werden. Man weiß ja nie, was als Nächstes passiert. Und wenn nicht, dann hab ich immerhin noch mein Bier. Cheers!