Bilbao in Sicht

Die Sonne strahlt am Himmel, und die Stadt von gestern spielt heute keine Rolle mehr. Ich verlasse sie ohne Frühstück. Die örtlichen Geschäfte haben für Frühaufsteher nichts Essbares anzubieten. Die Spanier scheinen ihren Tag wahrscheinlich erst gegen 10 Uhr zu beginnen, während ich bereits um 9 Uhr auf den Beinen bin. Die spinnen, die Spanier.

Wozu Raststätten gut sind. (…)

Mal wieder halte ich an einer Raststätte für Fernfahrer. Diese Leute sind ständig unterwegs und haben immer Hunger. Sie akzeptieren schlicht und einfach kein schlechtes Essen und Trinken. Soweit meine Theorie. Also entscheide ich mich für einen Stopp in der Nähe der Straße und für ein belegtes Sandwich mit einem Milchkaffee. Was sonst?


Immer wieder: Buchten erkunden und, wenn sie schön sind, Fotos machen. Ich habe zahlreiche Buchten angefahren, die Sonne schien mal von der einen, mal von der anderen Seite. Doch nur bei einem absoluten Postkartenidyll habe ich die Kamera gezückt. In den letzten Tagen wurde ich wirklich verwöhnt.

Das Ziel meines heutigen Tages ist Bilbao und das Guggenheim Museum. Sowohl von außen als auch von innen.

Das Museum. (…)

Die Architektur dieses Gebäudes ist schlichtweg unfassbar und hat Zeitgeschichte geschrieben. Wer kennt nicht den berühmten Bilbao-Effekt? Alles, weil ein mutiger Architekt und die Stadtoberen gemeinsame Sache gemacht haben. Die Sonne spielt mit dem metallischen Kunstwerk, Licht und Schatten erschaffen neue Dimensionen. Ich stehe da und bin sprachlos. Natürlich mache ich Fotos. Wie könnte ich nicht?


Nach diesem überwältigenden Erlebnis gönne ich mir ein Eis und setze dann meine Fahrt fort, diesmal in die Berge. Dort plane ich zu übernachten und habe bereits einen Tisch im Restaurant reserviert. Wahrscheinlich wird es gar nicht notwendig sein, aber da ich mittlerweile in Frankreich bin, bin ich lieber auf der sicheren Seite.
Vorher habe ich noch im hiesigen Geschäft eine hiesige Tomate gekauft, in Scheiben geschnitten und mit eingelegten Knoblauchzehen zu einer prima Vorspeise verarbeitet. Die Tomate hat geschmeckt. Nach Sonne, Meer und … Tomate eben. Und das ist es, was ich lange schon nicht mehr geschmeckt hatte. T O M A T E. Sonst nix. Geil.

Ich befand mich gerade im Zuhause von Gott höchstpersönlich. Es war Abendmahl-Zeit in einem kleinen französischen Restaurant, und ich sage euch, es war göttlich.

Essen auf hohem Niveau. (…)

Keinerlei Abzocke für Touristen. Ganz im Gegenteil. Für volle zwei Stunden wurde ich von einer aufmerksamen Kellnerin, einem fürsorglichen Koch und einem noch aufmerksameren Patron umsorgt.
Zu Beginn des Abendmahls ein Gruß aus der Küche: ein Glas mit kalter Suppe. Es hat geschmeckt, das ist mal klar, leider kann ich es nicht wirklich beschreiben, viel zu schnell ist der Inhalt verschwunden, nach nur wenigen Löffeln.
Dann kamen die Vorspeisen. Da war geräucherter Lachs mit gehobeltem Parmesan und Anchovis in einer Soße wie Samt und Seide, gefolgt von fermentiertem Fisch in einer fruchtigen Ceviche und schließlich gegrillter Lauch mit Speck und Croutons. Ein wahrer Tanz der Aromen auf meiner Zunge!
Als Hauptspeise wurde mir Thunfisch mit Kürbis vom Grill serviert – ein echter Gaumenschmaus. Doch der Höhepunkt kam erst noch: die Nachspeise. Himbeer-Sorbet mit Senfkörnern und gefüllten Himbeeren. Ich schwöre, das war ein himmlischer Genuss, der meine Geschmacksknospen erst in Erstaunen, dann in Ekstase versetzte. Die scharfen Senfkörner und das säuerliche Himbeere-Sorbet tanzten Samba mit mir. Leider nicht die ganze Nacht.

Natürlich durften Wasser und eine Flasche Chardonnay aus dem Baskenland als Begleiter nicht fehlen.
Und dann kam dieser eine Moment, als der Restaurantbesitzer zu mir sagte: „Du brauchst keine Angst haben, die paar Meter zum Hotel kannst du fahren, die Polizei hält dich hier nicht an. Und wenn sie dich doch anhalten, dann sage einen Gruß von mir.“ Nun ja, ich bin jetzt im Hotel angekommen, aber wie ich dahin gekommen bin, bleibt mein kleines Geheimnis.