Im Zickzack durch Portugal

Heute geht es nach Fatima.
Als ich vor einigen Jahren den Jakobsweg nach Santiago pilgerte, sah ich nicht nur die gelben Jakobsweg-Pfeile, sondern auch die blauen Pfeile, die entgegengesetzt meines Weges, nach Fatima wiesen. Damals wusste ich nicht viel von Fatima, es hat mich allerdings sehr fasziniert. Da ich jetzt mit dem Auto unterwegs bin, ist ein kleiner Umweg kein Problem. Schließlich gibt es in Fatima die viertgrößte katholische Versammlungshalle der Welt.

Fatima vs. Santiago de Compostela. (…)

Das Fatima, das ich dann erlebe, ist sozusagen der Ying zum Yang von Santiago de Compostela. Ein Ort, der so trist ist, dass er einem geradezu den Atem raubt. Die Bewohner dieser Stadt wirken, als hätten sie das Ende des Saison-Marathons gerade eben so erreicht. Sogar die Souvenirverkäufer haben aufgegeben – ja, ihr habt richtig gehört, die Souvenirverkäufer! Die halten ihre Hände still und warten darauf, dass ein Wunder geschieht. Vielleicht sollten sie darauf hoffen, dass ich in ihren Laden stolpere und sich ihr trauriges Schicksal wendet.

Die Restaurants in dieser Stadt haben nicht nur Speisekarten, nein, sie haben Speisekarten mit Bildern vom Essen! Das ist mein persönliches Alarmzeichen Nummer eins, wenn ich auf Reisen bin. Wenn ein Restaurant seine Gerichte auf Bildchen präsentiert, dann ist das so, als ob es mit leuchtenden Neonbuchstaben schreien würde: „Hier gibt es Essen, das so schlecht ist, dass wir es nur in Bildform zeigen können, damit ihr nicht sofort das Weite sucht!“
Ich schaue genau hin und entdecke Prunk, graue Flächen, Kälte und eine erschreckende Ausdruckslosigkeit. Die kleine Kapelle, die einst für die Kinder errichtet wurde, geht fast unter der „Beton-Pracht“ verloren. Die Menschen wirken weniger ergriffen als vielmehr beeindruckt von der Größe und Macht der Kirche. Ich hingegen fühle mich eher abgestoßen von all dem Rummel hier.
Mein Fazit: Schnell weg von diesem Ort!
Also auf nach Porto, zu einem kleinen Campingplatz am Meer. Ein letzter freier Platz erwartet mich dort, inmitten einer Armada von Campern. Ein eigenartiges Volk, diese Camper. Mein Mini-Camper wird belächelt, wenn auch heimlich. Ich bemerke die verstohlenen Seitenblicke und vorgehaltenen Hände der anderen. Doch das kümmert mich herzlich wenig.

Am Ende eines solch enttäuschenden Tages wird dann das Essen zu einem Highlight. Ich kenne bereits ein Restaurant hier, aber dann kommt die Ernüchterung: Montagabends haben die Restaurants geschlossen. Alle bis auf eines. Dieses eine hat zwar eine Karte, bietet jedoch nur Sardinen oder Wolfsbarsch vom Grill an. Dazu gibt es Salat mit gekochten Kartoffeln. Nicht gerade eine kulinarische Offenbarung, aber was soll’s? Ich bestelle und siehe da – es schmeckt! Es sieht gut aus und vertreibt meine Verzweiflung.


Morgen werde ich meine Reise nach Santiago de Compostela fortsetzen, aber zunächst führt mich der Weg durch die wunderbare kleine Stadt Padron, wo die berühmten Pimentes de Padron herkommen. Mal sehen, was diese Etappe bringt!