Es war einmal ein Mensch, der Tag für Tag seine Hände in die weiche, kühle Erde tauchte. Er knetete, formte, erkannte und begann von Neuem. Der Ton war sein Gefährte, sein Lehrer, sein Spiegel. Und so übte er – nicht, um etwas Bestimmtes zu erreichen, sondern weil das Üben selbst eine Welt war, in der er frei war und atmen konnte.
Manchmal fragte er sich: Wann kommt der große Moment? Wann werde ich erkennen, dass ich angekommen bin? Wann erlebe ich die große Erfüllung? Doch jedes Mal, wenn der Gedanke kam, gab er sich selbst eine Antwort:
Übe. Übe. Übe.

Der Ton hatte kein Ziel. Kein Becher, keine Schale, kein Gefäß sehnte sich danach, fertig zu sein. Alles entstand und wurde zugleich wieder vergessen. Und so kam es, dass auch er, der Töpfer, vergaß – vergaß, was er wollte, vergaß, wohin er strebte. Er wurde eins mit dem Kneten, dem Drücken, dem Ziehen, dem sanften Nachgeben. Und in diesem Vergessen lag eine Freiheit, von der er nicht gewusst hatte, dass sie möglich war.
Er war längst kein Suchender mehr, kein Jäger nach Perfektion. Die Welt, so seltsam und unbarmherzig sie draußen auch sein mochte, wurde in seinem Tun weich und erträglich. Er musste nichts erreichen. Der Tag kam, wie er kam, mit Licht und Schatten, mit Stille und Lärm. Er nahm ihn an, mit staubigen Händen und einem Herz, das im Rhythmus des Übens schlug.
Die Zeit floss dahin, aber sie war kein Feind. Denn jeden Morgen war da die Freude: Ton auf den Händen, das Fassen, das Nachgeben, das Erschaffen. Und am Abend, wenn alles ruhte, war da keine Ungeduld mehr. Kein Mangel. Kein Warten auf den einen Moment, der alles verändern würde.
Denn der Moment war längst da. Und er war es immer gewesen.