Komogai-nari II

Wartezeit – Gedanken

Das Arbeiten mit Ton ist ein Prozess, der Geduld, Präzision und eine gewisse Bereitschaft zum Scheitern verlangt. Kaum etwas verdeutlicht das besser als die Zeit zwischen dem Formen der Stücke und dem Moment, in dem sie fertig aus dem Brennofen kommen. Diese Wartezeit ist wie eine stillgelegte Brücke zwischen kreativer Euphorie und der Realität des Endprodukts.

Während der Ofen seine Arbeit macht, beginnt der Kopf mit seinem: War der Ton gleichmäßig genug? Ist die Glasur richtig aufgetragen? Habe ich irgendwo einen Riss übersehen? Diese Fragen sind ständige Begleiter, und je länger die Stunden, desto lauter wird das innere Grübeln. Ablenkung hilft nur bedingt – der Gedanke an die Stücke bleibt omnipräsent, wie ein Ohrwurm, der sich nicht abschütteln lässt.

Und dann kommt der Moment, auf den man so lange gewartet hat. Der Ofen ist abgekühlt, die Tür lässt sich öffnen. Doch selbst dann heißt es: nochmal warten. Die Objekte, die man so sehnsüchtig in die Hände nehmen will, sind noch zu heiß, um sie zu berühren. Dieses letzte bisschen Geduld wird zur kleinen Prüfung, bevor die Wahrheit ans Licht kommt.

Was folgt, ist ein Wechselbad der Gefühle. Manchmal ist das Ergebnis genauso, wie man es sich vorgestellt hat – eine Teeschale, die in ihrer Form und Farbe fast perfekt erscheint. Doch genauso oft gibt es Überraschungen: eine Glasur, die anders verlaufen ist als erwartet, ein kaum sichtbarer Riss, der sich erst jetzt zeigt. Erfolg und Scheitern liegen hier eng beieinander.

Trotz aller Ungewissheiten hat das Töpfern eine besondere Magie. Es verbindet Handwerk und Intuition, Kontrolle und Zufall. Jedes Stück, das den Ofen verlässt, trägt nicht nur die Spuren des Schaffensprozesses, sondern auch die Geschichten des Wartens, Hoffens und Lernens. Und genau das macht die Arbeit mit Ton so unvergleichlich: Sie ist ein Prozess, der nicht nur Dinge formt, sondern auch Geduld und Demut lehrt – und am Ende immer wieder kleine Momente des Glücks schenkt.